Teresa Labriola

Teresa Labriola, geboren 1873, wird 1901 die erste Juradozentin Italiens.

Hintergrund

Teresa Labriola wächst in einer intellektuellen, marxistischen Familie auf, welche ihr eine höhere Ausbildung ermöglicht. Sie studiert Jura an der Università degli Studi di Roma "La Sapienza" und schliesst 1894 als erste Frau ab. Um die Jahrhundertwende bewirbt sie sich um eine Stelle als freie Dozentin für Rechtsphilosophie an derselben Universität. 1901 erhält sie diese und lehrt fortan als erste Rechtsdozentin Italiens. Trotz dieses Erfolgs kehrt Labriola nur zehn Jahre später der akademischen Rechtswissenschaft den Rücken. Ihre Vorlesungen werden teilweise von Protesten männlicher Studierender und Dozierender gestört und ihre Leistungen bleiben im akademischen Umfeld unbeachtet. Mehrmals bewirbt sie sich erfolglos auf Professuren -- doch die italienischen rechtswissenschaftlichen Lehrstühle bleiben konstant in Männerhand.

1912 beantragt sie die Zulassung als Rechtsanwältin -- obwohl gesetzlich festgelegt ist, dass Rechtsanwälte männlich sein müssen. Labriola aber verweist darauf, dass in einem anderen Gesetz, welches Rechtsdozierenden die Aufnahme in die Rechtsanwaltskammern garantiert, dieser explizite Verweis auf das männliche Geschlecht fehlt. Während Labriola also als Juristin nicht Anwältin sein darf, scheint es ihr als Juradozentin rechtlich zuzustehen. Die Rechtsanwaltskammer gibt ihrem Antrag zwar statt, ihr Eintrag in die Anwaltsliste wird aber -- wie bei Lidia Poët -- auf Geheiss des lokalen Appellationsgerichts wieder gelöscht. Labriola zieht das Urteil weiter, doch das Kassationsgericht bestätigt -- erneut wie bei Poët -- die Streichung.

Labriola verschreibt sich in den folgenden Jahren ganz der Frauenbewegung und kämpft mit zahlreichen Essays, Artikeln und als Präsidentin des Consiglio Nazionale delle Donne Italiane für die Rechte von Frauen. Als 1919 die Rechtsanwaltschaft per Gesetz endlich für Frauen geöffnet wird, ist das ein wichtiger Erfolg Labriolas und ihrer Mitstreiterinnen.

(Quellen: Polenghi 2019, New York Times; Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1873 geboren in Neapel (Italien)
  • 1894 Abschluss Jurastudium an der Università degli Studi di Roma "La Sapienza"
  • 1901 Ernennung zur Dozentin für Rechtsphilosophie an der Università degli Studi di Roma "La Sapienza"
  • 1912 Antrag auf Zulassung zur Rechtsanwaltschaft
  • 1912 Präsidentin des Consiglio Nazionale delle Donne Italiane
  • 1941 Tod

Weiterführende Informationen

  • Polenthi, Simonetta: "Striving for Recognition: The First Five Female Professors in Italy (1887-1904)", in: Paedagogica Historica 2020, 56, 6, S. 748-468.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.