Elisabeth Schwarzhaupt

Mit Elisabeth Schwarzhaupt, geboren 1901, übernimmt 1961 zum ersten Mal eine Frau ein Bundesministerium in Deutschland.

Hintergrund

Aus einem modernen Elternhaus stammend, wird Elisabeth Schwarzhaupt schon als Kind politisiert. Bereits ihre Eltern setzen sich intensiv mit der Frauenbewegung des ausklingenden 19. Jahrhunderts auseinander. Die emanzipierte Mutter leidet in der Zeit des Ersten Weltkriegs sehr darunter, auf den häuslichen Bereich reduziert zu werden. Für Schwarzhaupt steht von da an fest, dass sie diese Rolle der Hausfrau nie übernehmen will. Vielmehr möchte sie ihre Leidenschaft für Kunst und Literatur zum Beruf machen. Aufgrund der ablehnenden Haltung ihres Vaters entscheidet sie sich jedoch für ein Jurastudium. Eine weitsichtige Entscheidung, denn zu dieser Zeit sind Frauen als Juristinnen noch nicht zugelassen. Prägend für ihren Lebensweg wird ihre erste Anstellung in der Rechtsberatungsstelle, wo sie mittellose Frauen in Situationen grosser Not berät. Dort lernt sie die harte Alltagsrealität vieler Frauen kennen, die unter dem damals herrschenden patriarchalischen Familienrecht leiden. Dies legt den Grundstein für ihre spätere Arbeit im Rechtsausschuss des Bundestages, wo sie sich für die rechtliche Gleichstellung der Frauen einsetzt.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verliert ihr Verlobter, ein jüdischer Arzt, seine Zulassung und emigriert in die Schweiz. Mangels beruflicher Perspektiven im Nachbarland bleibt Schwarzhaupt allerdings in Deutschland. Die Verlobung wird aufgelöst, Schwarzhaupt stellt ihre berufliche Entfaltung über ihr Liebesglück. Doch wenig später wird auch sie Opfer nationalsozialistischer Diskriminierung und wird aus dem Justizdienst entlassen – Frauen sollen nicht mehr über Männer richten dürfen.

Mit der Bundestagswahl 1953 zieht sie in den Deutschen Bundestag ein, dem sie insgesamt 16 Jahre als Abgeordnete angehört. Als erstes weibliches Mitglied der deutschen Regierung übernimmt Schwarzhaupt im Jahr 1961 das Bundesgesundheitsministerium. Doch auch über ihr Ministerinnenamt hinaus hat Elisabeth Schwarzhaupt mit ihrem gesellschaftskritischen Blick und ihrem unentwegten Einsatz für die Gleichberechtigung den nachfolgenden Frauengenerationen einen grossen Dienst erwiesen.

(Quellen: Konrad Adenauer Stiftung, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg; Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1901 geboren in Frankfurt am Main (Deutschland)
  • 1921-1930 Jurastudium an den Universitäten Frankfurt am Main und Berlin
  • 1930 Promotion in den Rechtswissenschaften
  • 1930-1932 Gerichtsassessorin in der Rechtsauskunftsstelle für Frauen
  • 1932-1933 Vertretungsrichterin in Dortmund
  • 1935-1947 Juristische Mitarbeiterin in der Kanzlei der Deutschen Evangelischen Kirche in Berlin
  • 1944 Ernennung zur Oberkirchenrätin
  • 1947-1953 Juristin im Aussenamt der Evangelischen Kirche in Frankfurt a.M.
  • 1953-1969 Abgeordnete im Deutschen Bundestag
  • 1961-1966 Bundesministerin für Gesundheitswesen
  • 1970-1972 Vorsitzende des Deutschen Frauenrates
  • 1986 Tod

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.