Victoria Sharp

Dame Victoria Madeleine Sharp, geboren 1956, wird 2019 die erste Präsidentin der Queen's Bench Division am High Court of Justice von England und Wales.

Victoria Sharps Wahl an die Spitze der Queen's Bench Division zeugt zugleich von den langsamen Veränderungen in Sachen Geschlechtergerechtheit an den höchsten Gerichten, wie auch vom stetigen Voranschreiten der britischen Juristinnen. 100 Jahre nachdem Frauen Zugang zu juristischen Berufen gewährt wird, steht erstmals eine Frau der angesehensten und einflussreichsten der drei High Court Abteilungen vor.

Sharps' Karriere dahin verläuft steil: Nach rund 20 Jahren als Rechtsanwältin wird sie sowohl Kronanwältin (ein königlich verliehener Titel für besonders erfahrene Anwält*innen) wie auch Stadtrichterin. 2009 wechselt sie als Richterin an den High Court of Justice in London, eines der höchsten Gerichte Grossbritanniens. Nur vier Jahre später wird sie an den Court of Appeal (das zweithöchste Gericht) berufen, bevor sie 2016 Vizepräsidentin und 2019 Präsidentin der Queens' Bench Division am High Court wird. Parallel zu diesem anspruchsvollen beruflichen Weg zieht Sharp mit ihrem Mann vier Kinder gross. Dabei nimmt sie weder Mutterschaftsurlaub in Anspruch, noch reduziert sie ihr Pensum. Zu gross ist die Angst, keine Aufträge mehr zu erhalten und damit durch die Mutterschaft benachteiligt zu werden.

Auch heute sind Frauen in der Queen's Bench Division erheblich untervertreten; nur 22 der 71 Richter*innen sind weiblich (Stand 2022). Sharp ist der Beweis, dass man es bis ganz nach oben schaffen kann. Zu hoffen bleibt, dass das -- anders als bei Sharp -- bald ohne Angst vor Diskriminierung, Job- und Statusverlust bei Mutterschaft möglich wird.