Milada Horáková

Milada Horáková, geboren 1901, liefert einen wichtigen Beitrag durch ihren Widerstandskampf gegen das Unrechtsregime in der Tschechoslowkei.

Hintergrund

Schon früh in ihrem Leben muss Milada Horáková Verantwortung übernehmen und ihre Stärke unter Beweis stellen. Als sie zwölf Jahre alt ist, sterben zwei ihrer Geschwister an Scharlach. Ihre Mutter verkraftet das tragische Ereignis nicht und wird psychisch und körperlich schwerkrank. Horáková hat keine Zeit, den schweren Verlust zu verarbeiten, sondern übernimmt die Pflege ihrer Mutter und zieht ihre kleinste Schwester gross.

Horáková wird eine der wichtigsten Frauen in der tschechischen Frauenbewegung der 1930er-Jahre. Als Mitbegründerin und Vorsitzende den Nationalen Frauenrats verreist sie oft ins Ausland. Sie schreibt Beiträge über Juristinnen an Universitäten und setzt sich für bezahlte Arbeit von Frauen und deren Bildung ein. Die Juristin tritt auch einer politischen Partei bei, bleibt aber passives Mitglied. Das ändert sich während des Zweiten Weltkriegs, als es für Horáková unerträglich wird, das begangene Unrecht mit anzusehen. Sie schliesst sich der antifaschistischen Bewegung Petičnivýbor "Věrni zůstaneme" an und beteiligt sich aktiv am Widerstandskampf gegen die nationalsozialistische Besetzung der Tschechoslowakei. Dafür opfert sie ihre Freiheit – sie und ihr Mann werden von der Gestapo verhaftet und in ein Gefangenenlager deportiert. Nach fünf Jahren grausamer Gefangenschaft und Zwangsarbeit wird sie zu Kriegsende von den Alliierten befreit.

Ohne zu zögern, nimmt Horáková unmittelbar nach ihrer Befreiung ihre politische Arbeit wieder auf. Unermüdlich steht sie ein für demokratische Grundwerte und eine pluralistische Gesellschaft. 1946 wird sie ins nationale Parlament gewählt, wo sie eine Reihe feministischer Anliegen, insbesondere im Familienrecht, durchsetzt. Nach der Machtübernahme des kommunistischen Regimes legt Horáková ihr Mandat nieder. Sie tritt der antikommunistischen Bewegung bei und geht abermals in den Widerstand gegen ein Unrechtsregime. Als Kritikerin des stalinistischen Regimes wird sie verfolgt,verhaftet und zum Tode verurteilt. Proteste aus aller Welt, darunter Albert Einstein, Winston Churchill und Eleanor Roosevelt, führten nicht zu Horákovás Begnadigung. 1950 wird sie im grössten Schauprozess Osteuropas hingerichtet.

(Quellen: Musilovà 2006, Iggers 2000, FemBio, Wikipedia; Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1901 geboren in Prag
  • 1923 Mitgründung des Nationalen Frauenrates (Ženská národní rada)
  • 1926 Promotion in den Rechtswissenschaften an der Prager Karls-Universität
  • 1927 Juristin bei der Prager Stadtverwaltung
  • 1929 Beitritt zur tschechoslowakischen Volkssozialistischen Partei
  • 1940-1945 Gefangenschaft
  • 1946-1948 Abgeordnete im tschechoslowakischen Parlament
  • 1950 Tod durch Hinrichtung

Weiterführende Informationen

  • Iggers, Wilma A.: "Milada Horáková", in: Iggers, Wilma A. (Hrsg.): Frauenleben in Prag. Ethnische Vielfalt und kultureller Wade seit dem 18. Jahrundert, Wien 2000, S. 328-352.
  • Musilovà, Dana: "Milada Horáková", in: Anna Loutfi et al. (Hrsg.): A Biographical Dictionary of Women's Movements and Feminisms: Central, Eastern, and South Eastern Europe, 19th and 20th Centuries, Budapest, New York 2006, S. 178-181.
  • Filmbiografie Milada von David Mrnka, 2017.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.