Annie Jiagge

Annie Ruth Jiagge, geboren 1918, wird 1954 die erste ghanaische Richterin, 1961 die erste Richterin an einem High Court im Commonwealth of Nations und 1969 die erste Richterin am ghanaischen Court of Appeal.

Hintergrund

Annie Jiagge kämpft auf verschiedenen Wegen für die Gleichberechtigung von Frauen. Sie ebnet mit ihren beruflichen Leistungen nachfolgenden Juristinnen den Weg in die bis dahin männerdominierte ghanaische Justiz: Nach der Ausbildung zur Rechtsanwältin in London wird Jiagge 1954 die erste Richterin (magistrate) an der damaligen Goldküste (heute: Ghana). 1959 erhält sie eine Anstellung als erste Dozentin an der Ghana School of Law, der Ausbildungsstätte für angehende Rechtsanwält*innen und 1960 folgt die Beförderung zur Richterin (judge) an einem Circuit Court. 1961 schreibt sie national und international Geschichte, da sie als erste Richterin am High Court in Accra auch die erste High Court Richterin des gesamten Commonwealth of Nations ist. Acht Jahre später übertrifft sie ihren eigenen Erfolg und wird die erste Richterin am ghanaischen Court of Appeal, dem damals höchsten Gericht des Landes. Nach zehn Jahren übernimmt sie von 1980 bis 1983 den Vorsitz über das Gericht – wiederum als erste Frau.

Gleichzeitig setzt sich Jiagge auf lokaler und internationaler Ebene vehement für Frauenrechte ein. Sie gründet u.a. den ghanaischen Ableger der Women's World Banking Organisation, einer NGO, die Frauen Mikrokredite ermöglicht, und eröffnet mit der Young Women's Christian Association (YWCA) eine Art Frauenhaus. Insbesondere als ghanaische Vertreterin und Vorsitzende der UN-Kommission zur Rechtsstellung der Frau ist ihr Einfluss und Erfolg beachtlich: Jiagge ist 1979 sowie 1991 an der Ausarbeitung der neuen ghanaischen Verfassungen beteiligt und schreibt 1967 den Entwurf der Declaration on the Elimiation of Discrimination against Women (DEDAW). Diese ist die inhaltliche Basis der UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW). Jiagge ist damit sowohl leuchtendes Vorbild für angehende ghanaischer Richterinnen wie auch Urheberin eines der wichtigsten Instrumente zur rechtlichen Gleichstellung von Frauen weltweit.

(Quellen: Dawuni 2012, Wikipedia; Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1918 geboren als Annie Ruth Baëta in Lomé (heute: Togo)
  • 1940-1946 Direktorin und Lehrerin einer Mädchenschule an der Goldküste (heute: Ghana)
  • 1949 LL.B. der London School of Economics and Political Science
  • 1950 Zulassung zur Rechtsanwaltschaft in England und an der Goldküste
  • 1950-1953 Rechtsanwältin an der Goldküste
  • 1953-1959 Richterin (magistrate)
  • 1959-1961 Richterin (judge) an einem Circuit Court
  • 1959 Dozentin an der Ghana School of Law
  • 1961-1969 Richterin am High Court of Ghana
  • 1961 Eröffnung des YWCA Women's Hostels
  • 1962 ghanaische Vertreterin der UN-Kommission zur Rechtsstellung der Frau
  • 1967 Abfassung des Entwurfs zur späteren CEDAW-Konvention
  • 1968 Vorsitzende der 21. Session der UN-Kommission zur Rechtsstellung der Frau
  • 1969-1983 Richterin am Court of Appeal of Ghana
  • 1975 Gründerin des Ghana National Council on Women and Development
  • 1975-1983 Präsidentin des World Council of Churches
  • 1980-1983 Präsidentin des Court of Appeal
  • 1993-1996 Mitglied des Council of State
  • 1996 Tod

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.