Manassa Danioko

Manassa Danioko, geboren 1945, wird 2015 die erste Präsidentin des Verfassungsgerichts in Mali.

Hintergrund

Manassa Danioko spielt eine zwiespältige Rolle in der malischen Justizgeschichte. Einerseits trägt sie als erste Präsidentin des Verfassungsgerichts zur Sichtbarkeit von Frauen und damit zur juristischen Gleichstellung bei. Andererseits ist sie eine höchst problematische Figur in den Unruhen von 2020, die u.a. zur Auflösung ebendieses Gerichts führen.

Daniokos Karriere beginnt klassisch: Sie studiert Jura an der E.N.A. in Bamako und absolviert anschliessend mehrere juristische Praktika in Frankreich. Ab 1972 arbeitet sie als stellvertretende Staatsanwältin an verschiedenen malischen Amtsgerichten, bis sie sieben Jahre später Generalanwältin beim Appellationsgericht in Bamako wird. 1981 folgt die Beförderung zur Richterin am Appellationsgericht. Parallel dazu ist Danioko Richterin am Sondergericht für Staatssicherheit und Mitglied des Obersten Rates der Magistratur. Alle diese Verpflichtungen nehmen 1988 ein jähes Ende: Danioko wird (aus heute schwer rekonstruierbaren Gründen) vom Dienst suspendiert.

Es folgt ein Rechtsstreit, den sie 1991 gewinnt. Sie kehrt zurück an das Appellationsgericht; dieses Mal als Generalstaatsanwältin. In den nächsten Jahren erklimmt Danioko weiter die Stufen der malischen Justiz. Ab 1995 amtet sie als Generalstaatsanwältin am Obersten Gericht von Mali. Hier ist sie u.a. an der Verhandlung der Verbrechen ehemaliger Machthaber im aufsehenerregenden Prozess Crimes de Sang beteiligt. Nach ein paar Jahren als Botschafterin wird sie 2008 zur Verfassungsrichterin gewählt. 2015 folgt dann die Ernennung in eines der höchsten Richterämter Malis: Danioko wird Präsidentin des Verfassungsgerichts. Als das Gericht unter ihrer Leitung an der Manipulation von Wahlergebnissen beteiligt ist, folgen 2020 soziale Unruhen. Danioko selbst steckt mittendrin: Ihre Leibwächter sollen Demonstrant*innen erschossen haben und sie selbst weigert sich vehement, ihr Amt (wie von der Opposition gefordert) abzugeben. In der Folge wird das Verfassungsgericht aufgelöst, um die Demonstrant*innen zu besänftigen. Danioko verliert damit aufgrund ihrer politischen Verstrickungen denjenigen Posten, der sie zuvor zu einer Pionierin der malischen Justiz gemacht hat.

(Quellen: Wikipedia, African Women in Law, Amnesty International)

Lebensstationen

  • 1945 geboren in Kadiolo (Mali)
  • 1970 LL.M. der École National d'Administration von Mali
  • 1970-1972 Praktika in Frankreich
  • 1972-1978 stellvertretende Staatsanwältin an den Amtsgerichten Ségou, Kayes und Sikassso
  • 1979-1981 Generalanwältin beim Appellationsgericht von Bamako
  • 1981-1988 Richterin am Appellationsgericht von Bamako
  • 1979-1988 Mitglied des Obersten Rates der Magistratur
  • 1983-1988 Richterin am Sondergerichtshof für Staatssicherheit
  • 1985-1988 Präsidentin des erstinstanzlichen Gerichts von Bamako
  • 1988-1991 Suspension und Rechtsstreit darüber
  • 1991-1995 Generalstaatsanwältin am Appellationsgericht von Bamako
  • 1995 Generalstaatsanwältin am Obersten Gericht von Mali
  • 1995-2002 Botschafterin von Mali in Kanada, Kuba, Mexiko, Nicaragua und Venezuela
  • 2008-2020 Richterin am Verfassungsgericht in Mali
  • 2015-2020 Präsidentin des Verfassungsgerichts

Weiterführende Informationen

  • Porträt von Manassa Danioko im African Women in Law Project.
  • Amnesty International: Killed, Wounded and Forgotten? Accountability for the Killings during Demonstrations and the Coup in Mali, London 2021.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.