Mary Heron

Mary Dorothea Heron, geboren 1897, wird 1923 die erste Solicitor (beratende Rechtsanwältin) in Irland.

Mary Heron ist eine der Pionierinnen der Rechtswissenschaften, deren Karrierestart in die turbulenten Zeiten der irischen Teilung fällt. Ihre Lehrzeit zur Solicitor (beratende Rechtsanwält*innen, die nicht vor Gericht arbeiten) beginnt im vereinten Irland unter der englischen Krone. Ausgebildet wird sie hauptsächlich im (ab 1921 nordirischen) Belfast, ihren Abschluss erhält sie 1923 dann aber aufgrund rechtlicher Abkommen im neu entstandenen Irischen Freistaat. Begleitet wird dieser Abschluss von grosser medialer Aufmerksamkeit: Heron schliesst nicht nur als erste Frau überhaupt auf der irischen Insel, sondern auch als zweitbeste des gesamten Jahrgangs ab. Nach dem Examen kehrt Heron zurück nach Belfast und arbeitet dort bis zur Pensionierung in der Kanzlei ihres Onkels im Bereich des Erbrechts.

Obwohl von der historischen Zulassung Herons in den Zeitungen berichtet wird, bleibt sie lange im Schatten von Helena Mary Early und Kathleen Donaghy. Letztere erwerben beide ein offizielles Rechtsanwaltspatent im irischen Freistaat respektive in Nordirland. Ein solches Patent ist damals nicht notwendig für die Tätigkeit ausserhalb der Gerichte; für Heron gibt es keinen Grund, es einzufordern. Damit erscheint sie aber -- im Gegensatz zu Early und Donaghy -- weder in Statistiken noch auf offiziellen Anwaltslisten. Rund 100 Jahre nach ihrer historischen Errungenschaft hat Heron aber definitiv ihren Platz in der Geschichtsschreibung zurückerobert.