Nancy Baraza

Nancy Makokha Baraza, geboren 1957, gründet 1987 die erste reine Frauen-Rechtsanwaltskanzlei in Kenia und wird 2011 die erste stellvertretende kenianische Chief Justice.

Hintergrund

Nancy Baraza weiss kaum, was ein Jurastudium beeinhaltet, als sie zur University of Nairobi zugelassen wird. Eine Lehrerin hatte ihr geraten, sich einzuschreiben. Aufgewachsen in ärmlichen, patriarchalen Strukturen in einer benachteiligten Region Kenias erkennt sie jedoch bald, dass sie als Rechtsanwältin etwas gegen die prekären Lebensbedingungen von Frauen in solchen Gebieten unternehmen kann. Sie absolviert ihr Studium, gefolgt von der praktischen Anwaltsausbildung an der Kenya School of Law und wird 1982 zur Rechtsanwaltschaft zugelassen. 1987 gründet sie zusammen mit einer Kollegin ihre eigene Kanzlei – die erste kenianische Anwaltskanzlei, die ausschliesslich von Frauen geführt wird. Die beiden werden zu Vorbildern zahlreicher kenianischer Juristinnen. Durch ihre Arbeit wird sich Baraza des fehlenden Zuganges von Frauen und Kindern zu rechtlicher Hilfe bewusst. Zusammen mit anderen gründet sie 1985 die kenianische Sektion der International Federation of Women Lawyers (FIDA) und setzt sich als Präsidentin erfolgreich für soziale, wirtschaftliche und justizielle Rechte von Frauen ein. Unter ihrer Leitung entstehen Programme für den Zugang zu Rechtshilfe und gegen geschlechterspezfische Gewalt. Daneben engagiert sie sich international für die Vernetzung von Juristinnen und der Stärkung von Frauen in Afrika. Im Vorfeld der Verfassungsänderung von 2010 ist Baraza als Vorsitzende der FIDA, als Mitglied der Constitution of Kenya Review Commission und der offiziellen Kenya Law Reform Commission stark in den Reformprozess involviert. Parallel kämpft sie erfolgreich für eine Reform des Ehegesetzes und die Einführung eines Gesetzes zum Schutz vor häuslicher Gewalt.

Aufgrund ihrer breiten Erfahrung in der kenianischen Justiz wird sie 2010 zur ersten Richterin am neugeschaffenen Supreme Court und 2011 zu dessen erster weiblichen stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. In dieser Rolle erarbeitete sie eine Reform, die die Justiz Kenias strukturell und finanziell stärkt. Bereits 2012 endet ihre Karriere als Richterin aber abrupt, nachdem Baraza in einem Einkaufzentrum eine Sicherheitsmitarbeiterin bedroht hatte ("Baraza-Kerubo Village Market Incident"). 2016 doktoriert sie mit einer Arbeit über Rechte von Homosexuellen und lehrt heute an der University of Nairobi zu familien- und sozialrechtlichen Themen.

(Quellen: Wikipedia, African Women in Law Project; Bildquelle: African Women in Law Project)

Lebensstationen

  • 1957 geboren in der Region von Mt. Elgon (Kenia)
  • 1980 LL.B. der University of Nairobi (UoN)
  • 1981 Postgraduales Diplom in Recht der Kenya School of Law
  • 1982 Zulassung zur Rechtsanwaltschaft
  • 1982-1987 Rechtsanwältin
  • 1987 Gründung der eigenen Kanzlei
  • 1995-1998 Vorsitzende der kenianischen Federation of Women Lawyers (FIDA)
  • 2005 LL.M. der UoN
  • 2008-2011 Mitglied der Kenya Law Reform Commission
  • 2011-2012 Richterin am Supreme Court
  • 2011-2012 Stellvertretende Chief Justice
  • 2012 Suspendierung und Rücktritt
  • 2016 Rechtswissenschaftliches Doktorat der University of Nairobi

Weiterführende Informationen


Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.