Elena Jackevičaitė

Elena Jackevičaitė, geboren 1895, wird im Jahr 1922 die erste Richterin Litauens.

Hintergrund

Ursprünglich träumt Elena Jackevičaitė davon, Agronomie zu studieren. Dieser Traum platzt jedoch, als ihr die Zulassung zum Studium als Frau verweigert wird. So nimmt sie stattdessen ein Mathematikstudium auf an den Bestuschew-Kurse in St. Petersburg, die einzig existierende Hochschule für Frauen im Russischen Kaiserreich. Nach kurzer Zeit merkt Jackevičaitė, dass sich ihre Begeisterung für den Fachbereich der Mathematik in Grenzen hält, die Lernkurve sei ihr zu steil. So folgt sie dem Beispiel ihrer guten Freundin Liuda, die erste Anwältin Litauens, und wechselt kurzentschlossen an die juristische Fakultät.

Als sie im Sommer 1914 mit ihrer Mutter den deutschen Kurort Bad-Wildungen besucht, bricht der Erste Weltkrieg aus. Die beiden Frauen müssen bis zum Jahresende in Dortmund verweilen, bevor sie wieder in die Heimat zurückreisen können. Nur wenig später im Jahr 1915 muss sich Jackevičaitė erneut auf die Flucht vor dem Krieg begeben (mutmasslich wegen der Schlacht bei Wilna). Sie findet bei Verwandten in Moskau Zuflucht. Dort setzt sie ihr Studium fort und schliesst dieses im Jahr 1918 ab. Nachdem Litauen die Unabhängigkeit des russischen Kaiserreichs erlangt hat, kehrt Jackevičaitė wieder in ihr Heimatland zurück. Ihre juristische Laufbahn am Gericht beginnt 1922 als sie die Tätigkeit als Gerichtsschreiberin aufnimmt. Ein Jahr später arbeitet sie als Friedensrichterin und schliesslich wird sie als erste Frau zur Richterin in der Zivilabteilung ernannt.

(Quellen: 15min.lt, Wikipedia, Interview; Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1895 geboren in Rokiškis (Litauen)
  • 1913-1914 Studium an der Bestuschew-Hochschule für Frauen in St. Petersburg
  • 1914 Aufenthalt in Dortmund
  • 1915-1918 Studium an der B. Paltrockienė-Frauenhochschule in Moskau
  • 1919 Rückkehr nach Litauen
  • 1919-1922 Lehrerin an der Landwirtschaftsschule in Dotnuva
  • 1922 Gerichtsschreiberin im Bezirksgericht Kaunas
  • 1923-1929 Friedensrichterin für die Stadt Kaunas und den Bezirk Aleksotas
  • Ab 1929 Vorstandsmitglied des Litauischen Frauenrates
  • 1930 Ernennung zum Mitglied des Kreisgerichts Marijampolė
  • 1933-1938 Richterin in der Zivilabteilung des Kreisgerichts Marijampolė
  • 1941-1944 Richterin in der Zivilabteilung am Bezirksgericht Kaunas
  • 1976 Tod

Weiterführende Informationen

  • Interview mit Richterin Elena Jackevičaite in der Zeitschrift „Moteris“ im Juni 1932.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.