Eileen Kennedy

Eileen Kennedy, geboren 1914, wird 1964 die erste Richterin Irlands.

Hintergrund

Eileen Kennedy wird in eine Zeit geboren, in der die britischen Juristinnen energisch um ihren Platz kämpfen. 1919 -- Kennedy ist damals fünf Jahre alt -- gibt der Sex Disqualification (Removal) Act Frauen endlich Zugang zu juristischen Berufen. Dass mit Kennedy erst rund 45 Jahre später die erste irische Richterin ernannt wird, zeigt, dass rechtliche Gleichstellung nicht ohne Weiteres mit faktischer Gleichstellung einhergeht.

Kennedys Weg zu diesem aussergewöhnlichen Erfolg beginnt fernab der Rechtswissenschaft. Sie absolviert eine Ausbildung zur Krankenpflegerin und arbeitet mehrere Jahre in einem Dubliner Spital. Ab 1943 widmet sie sich dem Recht und besteht 1947 das Qualifikationsexamen zur Solicitor (beratende Rechtsanwältin, die in der Regel nicht vor Gericht auftritt). In den darauffolgenden Jahren arbeitet sie in der Kanzlei ihres Vaters und ab 1960 zusätzlich als Coroner, als Untersuchungsbeamtin bei aussergewöhnlichen Todesfällen. Drei Jahre später folgt die historische Ernennung zur Richterin am District Court in Dublin. Als Kennedy 1964 ihr Amt antritt, sind ihre Verhandlungen voller Schaulustiger, welche die erste Richterin Irlands mit eigenen Augen begutachten wollen. Dieser Sonderstatus bleibt ihr über 15 Jahre lang erhalten. Erst 1980 wird mit Mella Carroll eine zweite Frau ins Richteramt berufen.

Parallel zur Arbeit am Gericht bringt Kennedy ihr Fachwissen auch in der Justizverwaltung und der Politik ein. Ab 1967 leitet sie eine Kommission zur Untersuchung des Systems irischer Erziehungs- und Besserungsanstalten. Die Kritik und Erkenntnisse des breit rezipierten Kennedy Reports führen zu grundlegenden Reformen des Systems und verbessern damit die rechtliche Stellung von Kindern. 1970 wird Kennedy Mitglied in der Commission on the Status of Women und kämpft für gleiche Löhne und die Abschaffung des "Marriage Bar", der Frauen zwingt, ihre Erwerbsarbeit bei Heirat aufzugeben. Kennedy ist damit nicht nur eine Pionierin der Justiz, sondern engagiert sich in dieser Rolle auch für die rechtliche Gleichstellung von Frauen in Irland.

(Quelle: Dictionary of Irish Biography)

Lebensstationen

  • 1914 geboren in Dublin
  • 1935-1943 Krankenpflegerin
  • 1947-1964 Solicitor in der Kanzlei des Vaters
  • 1960-1964 Coroner von South Monaghan
  • 1964-1983 Richterin am District Court
  • 1967 Ernennung zur Richterin am Metropolitan Children's Court
  • 1967-1970 Leitung des Kennedy Reports
  • 1970 Mitglied der Commission on the Status of Women
  • 1983 Tod

Weiterführende Informationen

  • Black, Lynsey/Dunne, Peter (Hrsg.): Law and Gender in Modern Ireland: Critique and Reform, London 2019.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.