Anna Pettersson

Anna Maria Pettersson, geboren 1861, gründet 1904 als erste Frau Schwedens ein Rechtsbüro.

Mit 31 Jahren beschliesst Anna Pettersson, ausgebildete Sprachlehrerin, ihrem langjährigen Interesse und ihrer Leidenschaft für das Recht nachzugeben. Sie bewirbt sich als Gerichtsschreiberin bei der Gerichtsverwaltung in Uppsala und taucht ein in die juristische Praxis. Während der kommenden elf Jahre erarbeitet sie sich nicht nur praktisches juristisches Wissen, sondern autodidaktisch auch die dazugehörige Theorie. Nach drei weiteren Jahren als Mitarbeiterin in einer Anwaltskanzlei eröffnet sie 1904 (ohne offizielle Ausbildung) ihr eigenes Rechtsbüro: das Kvinnliga Juridiska Byran, das "Rechtsbüro für Frauen". Petterssons Vorhaben ist zwar legal, aber in juristischen Kreisen -- vor allem bei ihren männlichen Konkurrenten -- höchst umstritten und ungern gesehen.

Die nächsten Jahre zeigen allerdings, dass Petterssons Angebot auf grosse Nachfrage stösst. Frauen haben in Schweden damals immer noch weniger Rechte als Männer. Insbesondere bei Scheidungen und anderen familienrechtlichen Streitigkeiten wird Petterssons Wissen von ihren Klientinnen sehr geschätzt. Selbst unterstützt von Rechtsexpertinnen wie der Dozentin Elsa Eschelsson engagiert sich Pettersson auch für andere Frauen, sei es mit kostenlosen Beratungen bei finanziellen Problemen oder mit politischem Engagement. Sie ist Mitglied und zeitweise Präsidentin der Frauenrechtsorganisation Fredrika-Bremer-Förbundet und im Vorstand des Föreningen för kvinnans politiska rösträtt, des schwedischen Vereins für das Frauenstimm- und wahlrecht. 1915 gibt Pettersson ihre Kanzlei ab -- an Eva Andén, die erste offiziell ausgebildete Rechtsanwältin Schwedens.