Joyce Aluoch

Joyce Aluoch, geboren 1947, gründet 1993 die Kenya Women Judges Association und wird 2009 die erste kenianische Richterin am Internationalen Strafgerichtshof (ICC).

Hintergrund

Lange ist Joyce Aluoch die "zweite": Sie wird nach Effie Owuor die zweite Richterin (magistrate) und zweite höhere Richterin (judge) Kenias. Während ihrer Zeit am High Court tritt sie aber aus Owuors Schatten und leistet aussergewöhnliche Pionierarbeit. Neben der täglichen Arbeit als Richterin gründet sie 1993 zusammen mit Owuor die Kenya Women Judges Association (KWJA), die in den 1990er Jahren unter Aluoch wesentlich für die Gründung der Familienabteilung am High Court ist. Mit der KWJA erarbeitet sie zudem Leitlinien für Prozesse mit Kindern und etabliert das globale Jurisprudence of Equality Programm (JEP) in Kenia, dass Richter*innen im Bereich der Menschenrechte sensibilisieren und weiterbilden soll.

Ab dem Jahr 2000 widmet sich Aluoch zunehmend länderübergreifenden Projekten: Sie wird Richterin am International Tribunal for Children's Rights, erste Vorsitzende des African Committee of Experts on the Rights and Welfare of the Child und Vizevorsitzende des UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes. Zudem ist sie stark in die Verhandlungen der Afrikanischen Union mit der Regierung Sudans über die Ratifizierung der afrikanischen Menschenrechts-Charta involviert. Doch auch innerhalb Kenias prägt Aluoch das Justizsystem: 2007/08 präsidiert sie eine staatliche Task Force zur Umsetzung des Sexual Offence Acts (2006) und entwickelt Leitlinien für Gerichte, Polizei, Staatsanwält*innen und medizinisches Personal.

2007 folgt die Beförderung vom High Court an den Court of Appeal, wiederum als zweite Frau nach Owuor. Aluoch bleibt jedoch nur ein Jahr am Gericht. 2008 wird sie an den Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag gewählt – als erste kenianische Richterin. Hier ist sie u.a. an der Verhandlung der Kriegsverbrechen des ehemaligen kongolesischen Vizepräsidenten Bemba beteiligt. Dessen Verurteilung gilt als wegweisend mit Blick auf die Anerkennung sexueller Gewalt als Kriegsstrategie. 2015 übernimmt sie die Vizepräsidentschaft über den ICC. Nach dem Ablauf ihrer Amtsperiode in Den Haag ist Aluoch heute als Mediatorin aktiv.

(Quelle: International Criminal Court, Wikipedia, Kamau 2013; Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1947 geboren in Kisumu (Kenia)
  • 1973 LL.B. der University of Nairobi
  • 1974 Postgraduales Diplom in Recht der Kenya School of Law und Zulassung als Rechtsanwältin
  • 1974-1982 Richterin (magistrate)
  • 1983-2005 Richterin (judge) am High Court of Kenya
  • 1993 Mitgründerin der Kenya Women Judges Association (KWJA)
  • 2000-2004 Richterin am International Tribunal for Children's Rights
  • 2007-2008 Richterin am Court of Appeal of Kenya
  • 2001-2005 Präsidentin der African Union Experts on the Rights and Welfare of the Child
  • 2003-2008 Vizepräsidentin des UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes
  • 2008 M.A. Internationale Beziehungen der Tufts University (USA)
  • 2009-2018 Richterin am Internationalen Strafgerichtshof (Vizepräsidentin ab 2015)
  • 2018 Mediatorin

Weiterführende Informationen

  • Kamau, Winifred: "Women Judges and Magistrates in Kenya: Challenges, Opportunities and Contributions", in: Ulrike Schutz und Gisela Shaw (Hrsg.): Gender and Judging, Onati 2013, S. 167-190.
  • Interview mit Joyce Aluoch im African Women in Law Project.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.