Teruko Sono

Teruko (auch: Tel) Sono, geboren 1846, tritt 1874 als erste japanische Rechtsanwältin vor Gericht auf.

Hintergrund

Geboren in eine wohlhabende und angesehene Familie, hätte Teruko Sono ein ruhiges und komfortables Leben führen können. Traditionsgemäss wird Sono früh verheiratet und erwartet bald ein Kind. Eine Ausbildung ist in weiter Ferne; Bildung ist damals den Männern vorbehalten. Als Sono ihren Ehemann aufgrund dessen Alkoholkonsums verlässt, nimmt sie ihr Schicksal aber in die eigene Hand. Sie beginnt, sich mit dem Studium des Rechts zu befassen und vertritt sich 1874 im Sorgerechtsstreit um ihre Tochter selbst. Im damaligen Japan benötigen Rechtsanwält*innen (Daigennin) noch keine offizielle Ausbildung und Sono beschliesst nach dem gewonnenen Prozess, sich in diesem Beruf zu betätigen. In den kommenden zwölf Jahren arbeitet sie in Tokio und wird landesweit als erste weibliche Daigennin bekannt. Erschwert wird ihre Arbeit durch die aufkommende Institutionalisierung der japanischen Justiz. Bereits 1876 wird in Japan die Lizenzierung von Rechtsanwälten beschlossen. Die Frauen bleiben dabei aussen vor und die Juristin arbeitet ohne offizielle Zulassung.

Während Sono mit diesem ungleichen Status der Geschlechter konfrontiert wird, erreichen sie erste Berichte von Frauenbewegungen im Westen. Entschlossen, die Lage für japanische Frauen zu verbessern, verlässt sie Tokio 1885 in Richtung USA. Kaum angekommen, geht die Bank mit ihren Ersparnissen bankrott. Ohne Englischkenntnisse und Diplom sind ihre Berufsaussichten beschränkt und Sono beginnt, als Hausangestellte zu arbeiten. Parallel dazu ist sie in christlichen Vereinigungen sowie in der japanischen Diaspora aktiv. 1889 reist sie für die Women's Temperance Union nach Chicago und New York, um für die Bildungsreform zugunsten der Frauen zu kämpfen. Mit vielen Erfahrungen und Erkenntnissen ausgerüstet, verlässt sie 1893 die USA. Mit einem Zwischenstopp in London, wo sie Geld für den Bau einer Frauenschule in Japan sammelt und sich mit englischen Frauenrechtlerinnen austauscht, kehrt sie nach knapp zehn Jahren zurück in ihr Heimatland. Hier gründet sie die geplante Schule für Mädchen und Frauen. Sie verewigt sich so nicht nur als erste japanische Rechtsanwältin, sondern auch als Vorreiterin für Frauenbildung, die ihre eigenen Privilegien zurückgelassen hat, um für die Rechte anderer Frauen zu kämpfen.

(Quelle: Sono 1890, Wikipedia; Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1846 geboren in Edo (heute: Tokio)
  • 1865 Heirat
  • 1871-1874 Lehrerin in Ibaraki und Selbststudium des Rechts
  • 1874-1885 Rechtsanwältin (ohne Lizenz)
  • 1885-1893 Aufenthalt in den USA
  • 1886-1889 Hausangestellte
  • 1889-1892 Aktivistin für die Women's Christian Temperance Union
  • 1893 Aufenthalt in London
  • 1894 Rückkehr nach Japan und Eröffnung einer Schule für Frauen
  • 1904 Gang ins Kloster
  • 1925 Tod

Weiterführende Informationen

  • Sono, Tel: The Japanese Reformer: An Autobiography, New York 1890.
  • Flaherty, Darryl E.: Public Law, Private Practice: Policits, Profit, and the Legal Profession in Nineteenth-Century Japan, Boston 2013.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.