Olympe de Gouges

Olympe de Gouges, geboren 1748, fordert 1791 vor der französischen Nationalversammlung die volle rechtliche Gleichstellung von Frauen.

Hintergrund

Angesichts von Olympe de Gouges' Leben wird ihr Kampf für die rechtliche Gleichstellung von Frauen auch zum Kampf um persönliche Emanzipation. Marie Gouze (wie de Gouges mit bürgerlichem Namen heisst) wird als uneheliches Kind in prekäre Verhältnisse geboren. Weder ihr biologischer Vater noch der zweite Ehemann ihrer Mutter sind in der Pflicht, sie finanziell zu unterstützen. Früh wird sie gegen ihren Willen verheiratet. Als ihr Ehemann kurz nach der Geburt ihres Sohnes stirbt, steht sie erneut allein da – dazu dieses Mal mit einem Kleinkind.

Finanziell unterstützt von einem reichen Geschäftsmann, zieht die junge Witwe nach Paris und eignet sich in einem intensiven Selbststudium die französische Sprache und Kultur der Pariser Oberschicht an. Unter dem Künstlernamen Olympe de Gouges verfasst sie ab 1774 diverse Schriften und Theaterstücke, in denen sie gesellschaftliche Missstände anprangert. Sie argumentiert u.a. gegen die ungerechte Behandlung unverheirateter Mütter, gegen das frauenfeindliche Scheidungsrecht und gegen die Sklaverei. Die Reaktionen sind harsch. Dabei werden nicht nur ihre Positionen kritisiert. Insbesondere, dass eine "femme auteure" mit solch radikalen Meinungen öffentlich auftritt, führt zu gesellschaftlicher Empörung. Das Theaterstück Zamore et Mirza, dass die Sklaverei in den französischen Kolonien kritisiert, bringt de Gouges sogar kurzzeitig ins Gefängnis. Mit dem Beginn der Französischen Revolution verschiebt sich de Gouges' Interesse zunehmend zu den Menschenrechten. Diese werden damals hauptsächlich für (besitzende, französische) Männer gefordert, da sie an Bürgerrechte gekoppelt werden. Grossen Gruppen von Menschen – u.a. Frauen – werden diese grundlegenden Rechte damit abgesprochen. Für de Gouges ist das höchst problematisch. 1791 verfasst sie die feministisch-revolutionäre Déclaration des droits de la femme et de la citoyenne, in der sie die umfassende rechtliche Gleichstellung von Frauen fordert.

De Gouges Forderungen bleiben ungehört. Erst 1944 gewähren die französischen Männer ihren Frauen das Stimm- und Wahlrecht. De Gouges selbst wird 1783 unter der Terrorherrschaft Robespierres von einem Sondergericht für politisch Andersdenkende zum Tod verurteilt und im selben Jahr hingerichtet. So tragisch wie ihr Kampf endet, so wichtig sind ihre Forderungen über die Jahre hinweg geblieben. Heute zählt de Gouges zu den wichtigsten Pionierinnen der Rechtsgleichheit für Frauen in Europa.

(Quellen: Wikipedia, olympe-de-gouges-info, Schröder 2000; Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1748 geboren als Marie Gouze in Montauban (Frankreich)
  • 1765 Heirat
  • 1768 Umzug nach Paris
  • 1768-1784 Selbststudium
  • 1774-1793 Autorin
  • 1785 Publikation Zamore et Mirza
  • 1791 Publikation Déclaration des droits de la femme et de la citoyenne
  • 1793 Verhaftung und Hinrichtung

Weiterführende Informationen

  • Gerhard, Ute: "Menschenrechte auch für Frauen. Der Entwurf der Olympe de Gouges", in: Kritische Justiz 1987, 20, 2, S. 127-149.
  • Schröder, Hannelore: Olympe de Gouges: Mutter der Menschenrechte für weibliche Menschen, Aachen 2000.
  • Debré, Jean-Louis/Bochenek, Valérie: Ces femmes, qui ont réveillé la France, Paris 2013.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.