Malka Silberstein
Malka Silberstein, geboren 1903, wird 1926 eine der ersten Juristinnen Estlands.
Hintergrund
Malka Silberstein, geboren Schliefstein, lebt ein kurzes, aber bewegtes Leben. Als junges Mädchen erkrankt sie an Kinderlähmung. Sie ist fortan auf den Rollstuhl angewiesen und kann nur mit der Hilfe von Krücken gehen. Schon früh in ihrem Leben erfährt sie als gehbehinderte Frau jüdischen Glaubens mehrfache Diskriminierung.
Silberstein entscheidet sich für eine akademische Laufbahn. Das Medizinstudium bricht sie nach zwei Jahren ab und wechselt stattdessen zur Rechtswissenschaft. 1926 schliesst sie ihr Studium mit Bravour ab und wird gemeinsam mit
Vera Poska-Grünthal die erste Juristin Estlands. Sie ist nicht nur die erste, sondern auch eine sehr engagierte Juristin. Ende der 1920er-Jahre setzt sie sich dezidiert gegen die unmenschliche Institution der Todesstrafe in Estland ein. Silberstein macht sich einen Namen als emanzipierte und erfolgreiche estnische Anwältin.
Von ihrem ersten Ehemann lässt sich Silberstein Ende der 1930er-Jahre scheiden, was für die damalige Zeit durchaus ungewöhnlich ist. Ihre zweite Ehe geht sie Anfang 1940 mit dem Philosophen und Slawisten Leopold Silberstein ein. Rund ein Jahr später steht sie kurz vor der Geburt des gemeinsamen Kindes. Das ist auch der Grund, warum sich das Paar nicht rechtzeitig vor dem Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion in Sicherheit bringen kann. Ihr Mann wird kurz darauf von der Sicherheitspolizei ermordet. Malka Silberstein gelingt zunächst die Flucht mit dem Neugeborenen. Sie teilt jedoch wenig später das Schicksal ihres Mannes und wird ermordet.
Lebensstationen
- 1903 geboren als Malka Schliefstein in Vilnius
- 1922-1923 Medizinstudium an der Universität Tartu
- 1923-1926 Jurastudium an der Universität Tartu
- 1926-1931 Juristin in einer estnischen Anwaltskanzlei
- Ab 1931 Juristin in der eigenen Anwaltskanzlei in Tallinn
- 1940-1941 Juristische Mitarbeiterin für das Innenministerium der UdSSR
- 1941 Tod
Letzte Aktualisierung: J. Niederberger.
Verantwortlich: A. Tschentscher.