Barbara Nachtrieb Armstrong

Barbara Nachtrieb Armstrong, geboren 1890, wird 1919 die erste Rechtsdozentin an einer akkreditierten US-Universität.

Hintergrund

In Zeiten, in denen Studierende und Dozierende der grossen US-Universitäten beinahe ausschliesslich männlich sind, bahnt sich Barbara Armstrong ihren Weg bis zur Professur. Armstrongs Bedeutung geht aber weit über ihre Leistungen als Pionierin hinaus. Sie gilt heute als wichtige Architektin des US-Sozialversicherungssystems.

Bereits in ihrem Studium der Wirtschaft und des Rechts setzt sich Armstrong ausführlich mit Sozialversicherungsfragen auseinander. Beim Abschluss ist sie überzeugt, dass die damalige Sozialversicherungspolitik ihr Ziel verfehlt. In ihrer ersten Stelle -- als Leiterin der California Social Insurance Commission -- entwickelt sie einen Vorschlag für ein allgemeines Krankenversicherungssystem. Versicherungsgesellschaften und Arbeitgeberverbände protestieren aber dagegen; der Vorschlag wird an der Urne abgeschmettert.

Armstrong kehrt für einen Ph.D. in Wirtschaft an die UC Berkeley zurück und wird parallel dazu als Dozentin für Rechtswissenschaften und Sozialökonomie angestellt. Sie wird damit die erste Dozentin an einer der grossen Universitäten der USA. Während des Doktorats heiratet sie und wird Mutter. Kurz danach lässt sie sich während einem Forschungsaufenthalt in Europa scheiden. In Europa studiert sie europäische Sozialversicherungssysteme und beginnt -- zurück an der UC Berkeley, inzwischen als Assistant Professor -- mit der Arbeit an ihrem späteren Hauptwerk Insuring the Essentials: Minimum Wage Program. Als dieses 1932 erscheint, ist Armstrong zum zweiten Mal verheiratet und die erste Frau, die in Vollzeit an einer grossen Universitäten angestellt ist. In ihrem Buch skizziert sie ein umfassendes Sozialversicherungssystem mit Krankenversicherungen, Invaliditäts- und Altersrenten und Mindestlöhnen. In der Folge wird sie Leiterin des Stabes Security Planning des Commitee on Economic Security. Kurz darauf wird der nationale Social Security Act verabschiedet. Er garantiert einige von Armstrong geforderten Versicherungen.

Bei ihrer Rückkehr nach Berkley wird Armstrong zur ordentlichen Professorin befördert. Bis zum Ruhestand lehrt, forscht und publiziert sie im Sozialversicherungs- und Familienrecht. Ihre Studie California Family Law wird zur Grundlage für zahlreiche politische Reformen. Weiter setzt sie sich insbesondere für aufstrebende Jurastudentinnen ein und trägt mit der Gründung des Women's Faculty Club zur Vernetzung weiblicher Studierender bei.

(Quelle: Hill Kay 2021, Berkeley Law, Wikipedia; Bildquelle: Berkeley Law)

Lebensstationen

  • 1890 geboren in San Francisco (USA)
  • 1915 Juris Doctor der UC Berkeley
  • 1915-1919 Leiterin der California Social Insurance Commission
  • 1919 Dozentin für Law and Social Economics
  • 1921 Ph.D. in Economics an der UC Berkeley
  • 1923-1929 Assistant Professor of Social Economics and Law an der UC Berkeley
  • 1924-1925 Forschungsaufenthalt in Europa
  • 1929 Associate Professor an der Law School der UC Berkeley
  • 1932 Puplikation Insuring the Essentials: Minimum Wage Program
  • 1934 Leiterin des Stabs Security Planning des Committee on Economic Security
  • 1935 Mitarbeit am Social Security Act
  • 1935-1955 Ordentliche Professur für Recht an der UC Berkeley
  • 1953 Publikation California Family Law
  • 1955-1966 A.F. and May T. Morrison Professor of Law
  • 1976 Tod

Weiterführende Informationen

  • Trynor, Roger J.: "Barbara Nachtrieb Armstrong -- In Memoriam", in: California Law Review 1977, 65, 5, S. 920-936.
  • Hill Kay, Herma: Paving the Way: The First American Women Law Professors, Oakland 2021.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.