Erna Scheffler

Erna Scheffler, geboren 1893, wird 1951 die erste Richterin am deutschen Bundesverfassungsgericht.

Hintergrund

Erna Schefflers langer Weg ans Bundesverfassungsgericht ist von Diskriminierung gezeichnet. Als einzige Frau wird sie im Studium sowohl von den Professoren wie auch von ihren Mitstudenten ignoriert -- und als Juristinnen arbeiten dürfen Frauen damals auch nicht. Als Frauen 1924 endlich zum zweiten Staatsexamen zugelassen werden, legte Scheffler dieses umgehend und erfolgreich ab. Doch ihre Tätigkeit als Rechtsanwältin, Gerichtsassessorin und Amtsgerichtsrätin in Berlin ist von kurzer Dauer: 1933 wird sie aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln aus dem Justizdienst entlassen.

Nach Kriegsende beginnt der steile Aufstieg Schefflers: Innerhalb kürzester Zeit wird sie Landgerichtsrätin und Landgerichtsdirektorin in Berlin und wechselt dann ans Verwaltungsgericht in Düsseldorf. 1951 wird sie, als erste Frau in Deutschland, Richterin am Bundesverfassungsgerichts. Hier ist sie an zentralen Gleichstellungsreformen beteiligt. Dieses Engagement führt sie auch ausserhalb des Gerichts sowie nach ihrer Pensionierung weiter, etwa als Sachverständige des Bundestages oder als Präsidentin von Frauenorganisationen. Scheffler ist damit sowohl eine Pionierin in den Rechtswissenschaften wie auch eine Wegbereiterin für die Gleichstellung der Frauen im Recht.

(Quellen: Wikipedia, Röwekamp 2005; Bildquelle: Bundesarchiv via Demokratiegeschichte)

Lebensstationen

  • 1893 geboren als Erna Friedenthal in Breslau (Deutsches Kaiserreich, heute Polen)
  • 1914 Promotion an der Universität Breslau
  • 1916-1918 Hilfsreferentin in der Justizabteilung der deutschen Zivilverwaltung
  • 1925 Rechtsanwaltspatent
  • 1925-1928 Rechtsanwältin in Berlin
  • 1928 Gerichtsassessorin im preussischen Justizdienst
  • 1930 Wahl zur ständigen Hilfsrichterin in Berlin
  • 1932 Wahl zur Amtsgerichtsrätin in Berlin
  • 1933 Entlassung aus dem Justizdienst
  • 1945 Landgerichtsrätin in Berlin
  • 1949 Verwaltungsgerichtsrätin in Düsseldorf
  • 1949 Mitgründerin Deutscher Akademikerinnenbund
  • 1951 Verwaltungsgerichtsdirektorin in Düsseldorf
  • 1951 Wahl ans Bundesverfassungsgericht (bis 1963)
  • 1964 Präsidentin Deutscher Akademikerinnenbund
  • 1983 Tod

Weiterführende Informationen

  • Röwekamp, Marion: Juristinnen: Lexikon zu Leben und Werk, Baden-Baden 2005.
  • Waldhoff, Christian: "Erna Scheffler -- erste Richterin des Bundesverfassungsgerichts", in: Jahrbuch desöffentlichen Rechts der Gegenwart. Neue Folge 2008, 56, S. 261-268.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.