Esilda Villa

Esilda Villa Laguna Michel, geboren 1909, wird 1929 die erste bolivianische Rechtsanwältin (procuradora).

Hintergrund

Esilda Villas Weg zur Zulassung als Rechtsanwältin gleicht demjenigen vieler Pionierinnen der damaligen Zeit: Er ist bestimmt von verschlossenen Türen, begleitet von sexistischen Vorurteilen und abhängig vom Wohlwollen der Männer. Zu Beginn trifft die studierte Juristin mit ihrem Berufswunsch auf ein progressives Regionalgericht: Obwohl Villa die erste Frau ist, welche die Zulassungsprüfung schreiben will, lässt der Corte Superiore des Bezirks Oruro sie antreten. Nach bestandenem Examen verweigert die nächsthöhere Behörde ihr jedoch die Lizenz: Frauen seien keine Staatsbürger und daher von der Rechtsanwaltschaft ausgeschlossen.

Die 20-jährige Villa akzeptiert die Begründung nicht und startet eine breit angelegte Kampagne. Sie reicht zahlreiche Petitionen beim bolivianischen Senat ein. Sie fordert nicht nur Bürgerrechte für Frauen, sondern auch das Recht auf freie Berufsausübung. Unterstützt von der Inter-American Commission of Women gelangt ihr Fall bis vor die Generalversammlung der Pan American Union. Zahlreiche Zeitungen in Südamerika berichten über sie – teilweise wohlwollend, oft aber mit sexistischen Bemerkungen über ihr Auftreten und ihr Aussehen. Am Ende knickt die Behörde angesichts des internationalen Drucks ein und ernennt Villa 1929 zur ersten procuradora Boliviens. Zehn Jahre arbeitet sie in Gefängnissen als Rechtsanwältin, bis sie 1938 ein nächstes Mal gegen die Diskriminierung von Frauen im Recht ankämpfen muss. Nach bestandener Zulassungsprüfung als abogada (Rechtsanwältin vor Gericht), wird ihr wiederum die entsprechende Lizenz verweigert. Villa kämpft und gewinnt erneut – und öffnet damit einen weiteren Beruf für nachkommende Juristinnen.

Wie viele andere Pionierinnen des Rechts setzt sich Villa nicht nur für die eigenen Rechte ein: Nebst Frauenrechten sind ihr insbesondere Kinderrechte ein Anliegen. Sie fordert in Artikeln u.a. Unterhaltszahlungen abwesender Väter und Heime für Kinder, deren Eltern im Strafvollzug sind. Ihr Engagement wird 1947 jäh beendet, als sie im Alter von 38 Jahren bei einem Autounfall stirbt.

(Quellen: Wikipedia, Duran Zuleta 2022; Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1909 geboren in Sucre (Bolivien)
  • 1928 Bestehen der Prüfung zur Rechtsanwältin (procuradora)
  • 1929 Zulassung als procuradora
  • 1929-1939 Rechtsanwältin
  • 1932-1935 Krankenpflegerin während des Chacokriegs
  • 1938 Zulassung als Rechtsanwältin vor Gericht (abogada)
  • 1938-1947 Rechtsanwältin vor Gericht
  • 1947 Unfalltod

Weiterführende Informationen

  • Duran Zuleta, Marlene: "Esilda Villa Laguna Michel: Primera mujer abogada de Oruro y Bolivia", in: Fuentes 2022, Vol. 14, Nr. 65, S 81-86.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.