Camilla Jellinek

Camilla Jellinek, geboren 1860, gründet 1889 die Rechtschutzstelle für Frauen in Heidelberg und setzt sich jahrzehntelang für die Gleichstellung von Frauen im deutschen Recht ein.

Hintergrund

Camilla Jellineks entschiedener Einsatz für die Rechte und Gleichstellung von Frauen beginnt mit ihrer Bekanntschaft mit Marianne Weber, einer bekannten Frauenrechtlerin. Zuvor lebt Jellinek ein eher typisches Leben einer Frau im deutschen Bildungsbürgertum. Sie besucht Anlässe der Wiener Gesellschaft, heiratet und kümmert sich um Haus, Gatten und Kinder. 1891 zieht die Familie nach Heidelberg; hier lernt sie Weber kennen.

Weber sieht in Jellinek die perfekte Besetzung für die Leitung einer Rechtsberatung für mittellose Frauen. Jellinek lässt sich überzeugen und die beiden Frauen gründen 1898 die Rechtsschutzstelle Heidelberg. Nach und nach erarbeitet sich Jellinek das notwendige juristische Fachwissen. Ihr Ehemann, Professor für Staatsrecht und Völkerrecht, unterstützt ihr Projekt. Ab 1906 arbeitet Jellinek zusätzlich in der nationalen Rechtskommission des Bundes Deutscher Frauenvereine, ab 1908 als deren Vorsitzende. Hier setzt sie sich insbesondere für die ersatzlose Streichung des § 218 StGB, des Abtreibungsverbotes, ein. Überzeugt davon, dass, könnten Männer schwanger werden, niemals ein "männlicher § 218" verabschiedet worden wäre, kämpft sie so für das Recht der Frau auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper. Weiter verlangt sie, dass Frauen vermehrt in die Justiz eingebunden werden und widmet sich der sogenannten Kellnerinnenfrage. Kellnerinnen sind häufig unter den ratsuchenden Frauen der Rechtsschutzstelle. Sie sind meist miserablen Arbeitsbedingungen und sexueller Ausbeutung ausgesetzt. Jellinek engagiert sich für Unterkünfte und Kinderbetreuung sowie für rechtliche Hilfe.

Zu ihrem 70. Geburtstag wird ihr Engagement von der Universität Heidelberg mit einem Ehrendoktortitel gewürdigt. 1933 muss sie allerdings von allen Posten zurücktreten, da ihr Mann Jude ist. Als Jellinek sieben Jahre später stirbt, verliert Deutschland eine bedeutende Frauenrechtlerin, die sich jahrzehntelang für die faktische und juristische Gleichstellung von Frauen eingesetzt hat.

(Quellen: Wikipedia, DFA, Röwekamp 2005)

Lebensstationen

  • 1860 geboren als Camilla Wertheim in Wien
  • 1889 Gründung der Rechtsschutzstelle für Frauen in Heidelberg
  • 1906-1908 Mitarbeit in der Rechtskommission des Bundes Deutscher Frauenvereine BDF
  • 1907 Gründung eines Wohnheimes für Kellnerinnen
  • 1908-1933 Vorsitzende der Rechtskommission des BDF
  • 1912-1933 Stellvertretende Vorsitzende des Rechtsschutzverbandes für Frauen
  • 1915-1933 Mitglied des Vorstandes des Bundes Deutscher Frauenvereine
  • 1930 Ehrendoktorwürde der Universität Heidelberg
  • 1940 Tod

Weiterführende Informationen

  • Röwekamp, Marion: Juristinnen: Lexikon zu Leben und Werk, Baden-Baden 2005.
  • Scheidle, Illona: "Das Männerrecht vermenschlichen. Camilla Jellinek (1860-1940), in: Heidelbergerinnen, die Geschichte schrieben, München 2006, S. 91-101.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.