Zheng Yuxiu

Soumay Zheng Yuxiu (auch: Tcheng Yu-hsiu, Soumay Tcheng oder Madame Wei Tao-ming) geboren 1891, wird 1924 die erste chinesische Doktorin des Rechts und 1926 die erste chinesische Rechtsanwältin.

Hintergrund

Zheng Yuxiu ist eine schillernde Figur der chinesischen Geschichte, deren Wirken weit über ihre Rolle als Pionierin des Rechts hinausgeht. Mit 16 überzeugt sie ihre Eltern, in Japan zur Schule gehen zu dürfen. Dort schliesst sie sich den revolutionären Tongmenghui an. Im Dienst der geplanten Revolution und der erhofften Demokratie wird sie zurück nach China gesendet. Als Mitglied der dortigen Kuomintang ist sie an Attentaten auf führende Politiker beteiligt. Nach der Xinhai-Revolution und dem darauffolgenden Bürgerkrieg von 1911 gerät Yuxiu aber ins Visier der neuen Machthaber und flieht 1914 nach Frankreich. Hier studiert sie an der Sorbonne Universität Jura, wird Teil der chinesischen Studierendenrevolution in Frankreich und vernetzt sich auf dem politischen Parket. 1919/20 vertritt sie China (das inzwischen erneut unter andere Führung steht) an der Friedenskonferenz in Paris und kämpft im Anschluss an den Ersten Weltkrieg international für die Unabhängigkeit ihres Heimatlandes.

1926 kehrt Yuxiu, als erste chinesische Doktorin des Rechts, nach China zurück und beginnt in Shanghai als erste chinesische Rechtsanwältin zu arbeiten. Mit ihrem Ehemann, dem späteren chinesischen Botschafter in den USA Wei Tao-Ming, gründet sie ihre eigene Kanzlei. Später wird sie Richterin an einem Bezirksgericht in Shanghai – und damit, nach manchen Quellen, die erste Richterin Chinas. Parallel dazu sitzt sie für die Kuomintang in der chinesischen Legislative and beteiligt sich an der Ausarbeitung des neuen Zivilgesetzbuches. Dabei kämpft sie insbesondere für feministische Anliegen: Auch dank Yuxiu verbessert sich ab 1930 die rechtliche Stellung von Chinesinnen entscheidend. Gesetzlich festgehalten wird u.a. das Recht auf eine freie Heirat – und auch auf Scheidung. In den darauffolgenden Jahren schreibt Yuxiu mehrere rechtsvergleichende Bücher und leitet 1931 bis 1937 die University of Shanghai Law School. Mit ihrer Autobiographie (1944) wird sie weltweit bekannt – als Juristin, aber auch als Feministin, Revolutionärin, Autorin und Diplomatin.

(Quellen: Wikipedia, Liu 2015/2021; Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1891 geboren in Guangong (China)
  • 1907 Studienaufenthalt in Japan
  • 1914 Flucht nach Frankreich
  • 1918 MLaw der Sorbonne Université
  • 1919-1920 Mitglied der chinesischen Delegation an der Pariser Friedenskonferenz
  • 1924 rechtswissenschaftliches Doktorat der Sorbonne Université
  • 1926 Eröffnung der eigenen Rechtsanwaltskanzlei in Shanghai
  • 1931-1937 Präsidentin der University of Shanghai Law School
  • 1942-1947 Aufenthalt in den USA
  • 1947 Aufenthalt in Taiwan
  • 1948 Emigration in die USA
  • 1959 Tod

Weiterführende Informationen

  • Wei, Tao-Ming: My Revolutionary Years: The Autobiography of Madame Wei Tao-Ming, New York 1943.
  • Gao, James Z.: Historical Dictionary of Modern China (1800-1949), Plymouth 2009.
  • Liu, Xiaonan: "Gender, Law and Legal Professsions in China", in: Miyazawa, Setsuo et al. (Hrsg.): East Asia's Renewed Respect for the Rule of Law in the 21st Century: The Future of Legal and Judicial Landscapes in East Asia, Leiden/Bosten 2015, S. 193-212.
  • Liu, Xiaonan: "Women Legal Academics in China", in: Ulrike Schultz et al. (Hrsg.): Gender and Careers in the Legal Academy, Onati 2021, S. 233-248.
  • Porträt von Zheng Yuxiu im Projekt Next100Years.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.