Julia Sebutinde
Julia Sebutinde, geboren 1954, wird 2012 die erste afrikanische Richterin am Internationalen Gerichtshof.
Hintergrund
Julia Sebutindes Jugend wird geprägt vom Unabhängigkeitskampf Ugandas, diktatorischen Regimen und der damit einhergehenden Gewalt. Während des Jurastudiums repräsentiert sie Uganda an den Feierlichkeiten anlässlich der UN Decade for Women in Addis Abeba. Hier trifft sie auf Frauen, welche ihr durch den gemeinsamen Kampf gegen geschlechtsspezifische Diskriminierung und Gewalt zu Vorbildern werden.
Ihre ersten Berufserfahrungen sammelt Sebutinde als Staatsanwältin und Rechtsberaterin. Nach einem Master in Schottland berät sie im Auftrag des Commonwealth of Nations die Regierung Namibias. 1996 folgt das erste Richteramt: In den kommenden 15 Jahren spricht sie am ugandischen High Court Recht und leitet um die Jahrtausendwende drei prominente Untersuchungen zu Korruptionsfällen in der Polizei, den Streitkräften und der Steuerbehörde Ugandas. Ab 2005 gehört Sebutinde zudem dem Sondergerichtshof für Sierra Leona an. Als Präsidentin der zweiten Kammer leitet sie u.a. das weltweit beobachtete Verfahren gegen den ehemaligen Staatspräsidenten und Kriegsverbrecher Charles Taylor. Daneben unterrichtet sie im Jurisprudence for Equality Program for East Africa, welches afrikanische Richter*innen für menschenrechtliche Fragen sensibilisiert.
Während ihrer Zeit am Sondergerichtshof wächst Sebutindes Interesse, am Internationalen Gerichtshof zu arbeiten. Motivation ist ihr dabei u.a. das Wissen um das Leben im Krieg und in Diktaturen – sowie um die Gewalt, die insbesondere Frauen und Kinder dabei erfahren. 2011 wird sie auf einen freien Posten gewählt. In der 66-jährigen Geschichte des Gerichts ist sie zu diesem Zeitpunkt erst die vierte Frau und die erste Afrikanerin, die hier Recht spricht. Mit diesem wichtigen Schritt für die Diversität und Gleichstellung im internationalen Recht wird Sebutinde selbst zum Vorbild für nachfolgende Generationen.
(Quelle: ICJ, African Women in Law, Grossman 2018; Bildquelle: ICJ)
Lebensstationen
- 1954 geboren in Kiwafu Village (Uganda)
- 1975 ugandische Delegierte der UN Decade for Women
- 1977 LL.B. der Makerere-University in Kampala
- 1979 Zulassung zur ugandischen Rechtsanwaltschaft
- 1978-1990 Staatsanwältin und Rechtsberaterin
- 1990 LL.M. der University of Edinburgh
- 1991-1996 Beratende Expertin der namibischen Regierung
- 1997-2004 Dozentin am International Law Institute in Uganda
- 1997-2004 Dozentin für das Jurisprudence of Equality Programme for East Africa
- 2005-2011 (vorsitzende) Richterin am Sondergerichtshof für Sierra Leone
- 1996-2011 Richterin am High Court von Uganda
- 1999-2002 Leitung von Korruptionsuntersuchungen
- 2012 Wahl an den Internationalen Gerichtshof (Wiederwahl 2021)
Weiterführende Informationen
- Porträt über Julia Sebutinde von Jordan Orange im African Women in Law Project.
- Grossman, Nienke: "Julia Sebutinde: An Unbreakable Cloth", in: Josephine Jarpa Dawuni und Akua Kuenyehia (Hrsg.): International Courts and the African Women Judge: Unveiled Narratives, New York 2018, S. 37-57.
- Ausführlicher Lebenslauf von Julia Sebutinde auf der Website des Internationalen Gerichtshofs.
Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi.
Verantwortlich: A. Tschentscher.