Aloysie Cyanzayire

Aloysie Cyanzayire, geboren 1964, wird 2004 die erste Oberste Richterin Ruandas.

Ausgerüstet mit einem Jurastudium der University of Ruanda und einer Richterausbildung aus Frankreich kehrt Aloysie Cyanzayire 1993 in ihr Heimatland zurück – und mitten in das blutigste Jahr des Bürgerkriegs. Den Genozid erlebt sie als Richterin in Butare. Danach besteht Ruandas Bevölkerung zu 70% aus Frauen. Zahlreich traditionell männlich besetzte Rollen werden nun notgedrungen von Frauen übernommen. Wie viele andere beteiligt sich Cyanzayire aktiv am Wiederaufbau. Sie arbeitet auf verschiedenen Posten im Justizministerium und zieht daneben drei Waisen gross. Um die Jahrtausendwende ist sie massgeblich an der landesweiten Errichtung von Gacaca Gerichten beteiligt, die mit traditionellen ruandischen Konfliktlösungs- und Gerichtsverfahren zur Versöhnung der Gemeinschaft beitragen sollen.

Sprosse um Sprosse erklimmt Cyanzayire die Karriereleiter, bis sie 2003 als Richterin an das Oberste Gericht Ruandas gewählt wird. 2004 schreibt sie, im Alter von 40 Jahren, Rechtsgeschichte: Erstmals steht in Ruanda eine Frau an der Spitze der Justiz – eine weibliche Chief Justice, die sich fortan der Förderung von Frauen an den ruandischen Gerichten verschreibt.

2014 übernimmt Cyanzayire den Posten als Chief Ombudsman und ist zuständig für die Untersuchung von Beschwerden gegen Behörden, Politiker*innen und Regierung. Hier macht sie sich u.a. einen Namen für ihre breit angelegten und sehr erfolgreichen Anti-Korruptions-Kampagnen, bevor sie 2018 wieder an den Supreme Court zurückkehrt.