Mary Arden

Lady Mary Howarth Arden, Baroness Mance, geboren 1947, wird 1993 die erste Richterin der Chancery Division am High Court of Justice in England und Wales.

Hintergrund

Mary Arden wird in eine Familie von Juristen geboren, die ihre Entscheidung, in Cambridge und Harvard Jura zu studieren, unterstützen. Anders als ihr Grossvater, ihr Vater und ihr Bruder entschliesst sie sich aber – inspiriert von Rose Heilbron – für eine Karriere am Gericht, anstatt als beratende Rechtsanwältin (Solicitor) in der Familienkanzlei einzusteigen. 1971 wird sie als Barrister zugelassen und spezialisiert sich im Gesellschaftsrecht (Company Law). Dieses Fachgebiet erlaubt mehr zeitliche Flexibilität als etwa das Handelsrecht, in dem sich ihr Ehemann vertieft – und ist damit besser mit der Erziehung der drei gemeinsamen Kinder vereinbar. Mit der zusätzlichen Hilfe von Nannys schafft es Arden, Familie und Beruf erfolgreich unter einen Hut zu bringen. Nach der Ernennung zur Kronanwältin (1986) erhält sie 1990 verschiedene (Teilzeit-)Anstellungen als Richterin an kleineren Gerichten. Im Jahr darauf wird sie als Generalstaatsanwältin von Lancaster öffentlich bekannt und in der Folge aufgrund ihrer hervorragenden Arbeit 1993 als erste Frau in die Chancery Division des High Court gewählt. Verhandelt werden in dieser Abteilung des dritthöchsten Gerichts Englands beispielsweise Fragen des Wirtschafts-, Kartell- oder Firmenrechts. Nach Ann Ebsworth (erste Richterin in der Queen's Bench Division) ist Arden damit die zweite Frau, die nicht in die mit familienrechtlichen Fragen beschäftigte Family Division eingeteilt wird.

Dieser bedeutsame Moment für die juristische Gleichstellung von Frauen ist erst der Startpunkt von Ardens (richterlicher) Karriere. 1996 übernimmt sie als erste Frau die Leitung über die parlamentarische Law Commission, die Englands Recht überprüft und allfällige Reformen empfiehlt. 2000 wird Arden an den Court of Appeal befördert und knapp 20 Jahre später folgt der Ruf an das höchste englische Gericht, den Supreme Court. Hier ist Arden, nach Brenda Hale und Jill Black, erst die dritte Frau und prägt erneut die englische Justizgeschichte: Mit ihrer Ernennung wird es möglich, dass im selben Jahr erstmals ein Fall am Supreme Court vor einer mehrheitlich weiblichen Richterschaft verhandelt wird.

Auch ausserhalb der Gerichte ist Arden aktiv. Sie amtet etwa als Head of International Judicial Relations for England and Wales, präsidiert die Association of Women Barristers und ist Mitglied zahlreicher juristischen Vereinigungen. Weiter publiziert sie insbesondere zu Rechtsreformen und zur Frage, wie das Recht mit gesellschaftlichem Wandel Schritt halten kann. In diesem Rahmen setzt sich Arden auch für die juristische Gleichstellung ein: So kämpft sie als Appellationsrichterin etwa für eine unabhängig Kommission zur Ernennung von Richter*innen, um Kandidaturen von Frauen und anderen Mitgliedern unterrepräsentierter sozialer Gruppen zu fördern.

(Quellen: First100Years, Jackson 1996, Rackley/Auchmuty 2019; Bildquelle: Supreme Court)

Lebensstationen

  • 1947 geboren in Liverpool (England)
  • 1969 LL.M. des Girton College der University of Cambridge
  • 1970 LL.M. der Harvard Law School der University of Harvard
  • 1971 Zulassung zur Rechtsanwaltschaft
  • 1971-1993 Rechtsanwältin
  • 1986 Ernennung zur Kronanwältin
  • 1991-1993 Generalstaatsanwältin des Herzogtums Lancaster
  • 1993 Ernennung zur Dame Commander of the Order of the British Empire
  • 1993-1999 Richterin am High Court
  • 1996-1999 Vorsitzende der Law Commission
  • 2000-2018 Richterin am Court of Appeal
  • 2005-2018 Head of International Judicial Relations for England and Wales
  • 2011 Wahl zum Mitglied des Ständigen Schiedshofs in Den Haag
  • 2018-2022 Richterin am Supreme Court

Weiterführende Informationen

  • Arden, Mary: "Women Judges: Britain's Place in the World", in: Mary Arden: Common Law and Modern Society: Keeping Pace with Changes, Oxford 2015, S. 280-284.
  • Jackson, Donald W.: "Mary Arden (1947-  )", in: Rebecca Mae Salokar und Mary L. Volcansek (Hrsg.): Women in Law: A Bio-bibliographical Sourcebook, Westport/London 1996, S. 25-30.
  • Interview mit Mary Arden im Projekt First 100 Years, 2019.
  • Rackley, Erika/Auchmuty, Rosemary (Hrsg.): Women's Legal Landmarks: Celebrating the History or Women and Law in the UK and Ireland, Oxford 2019.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.