Helga Pedersen

Helga Pedersen, geboren 1911, wird 1971 die erste Richterin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.

Hintergrund

Helga Pedersens Interesse für internationale Zusammenarbeit erwacht bei einem Studienaufenthalt, den sie 1946, nach abgeschlossenem Studium und einigen Jahren Berufserfahrung, in den USA absolviert. Auch mit Menschen- und Frauenrechten setzt sie sich in dieser Zeit ausführlich auseinander. Das Interesse wandelt sich in den folgenden Jahren zu Engagement: Pedersen wird jahrelanges Mitglied in der dänischen UNESCO-Kommission, steht dem Nationalrat Dänischer Frauen vor und vertritt Dänemark 1950 an den Treffen der UNO-Kommission für die Stellung der Frau.

Ihre beruflichen Stationen führen sie durch verschiedene Bereiche der dänischen Verwaltung und Justiz: Sie wird Interimsrichterin an einem der beiden Landgerichte Dänemarks, dann ordentliche Richterin am Bezirksgericht Kopenhagen. Parallel dazu wirkt sie bei der Ausarbeitung von Gesetzen mit, u. a. als Mitglied des Ausschusses zur Änderung des Prostitutionsgesetzes 1950. Im selben Jahr wird sie vom damaligen Ministerpräsidenten zur Justizministerin ernannt, ein Amt, welches sie drei Jahre lang behält. Hier setzt sie sich beispielsweise gegen die Todesstrafe ein, ermöglicht, dass Frauen Orden (und nicht nur Medaillen) erhalten können, und reformiert Teile des Strafrechtssystems im Sinne eines resozialisierenden Strafvollzugs. Der Politik bleibt sie auch nach dem Amt verbunden: Sie gewinnt einen Parlamentssitz und politisiert elf Jahre lang für die Liberalen im Folketing, dem dänischen Parlament. Zurück in der Justiz folgt eine Beförderung zur ordentlichen Richterin am Landgericht, bis sie 1964, als zweite Frau, an den Hojesteret, den obersten Gerichtshof Dänemarks, berufen wird.

1971 wird Pedersen an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strasbourg gewählt. Sie bleibt 4 Jahre das einzige weibliche Mitglied, bis mit der Schweizerin Denise Bindschedler-Robert eine zweite Richterin folgt. Sie stirbt 1980 unerwartet -- und einen Tag vor ihrer voraussichtlichen Wiederwahl.

(Quelle: kvinfo, Wikipedia; Bildquelle: CECS Copenhagen Law)

Lebensstationen

  • 1911 geboren in Hulby Mollegard (Dänemark)
  • 1931-1936 Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Kopenhagen
  • 1936-1946 Diverse Stellen in der dänischen Verwaltung
  • 1946 Studienaufenthalt an der Columbia University in New York
  • 1947 Interimsrichterin am Ostre Landsret (Landgericht)
  • 1948-1956 Ordentliche Richterin am Bezirksgericht Kopenhagen (Pause 1950-1953)
  • 1949-1974 Mitglied in der dänischen UNESCO-Kommission
  • 1950-1953 Justizministerin
  • 1953-1964 Mitglied des Folketing (dänisches Parlament)
  • 1956-1964 Richterin am Ostre Landret
  • 1964 Richterin am Hojesteret (oberster Gerichtshof Dänemarks)
  • 1971-1980 Richterin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte
  • 1980 Tod

Weiterführende Informationen

  • Portrait von Helga Pedersen im Dansk Biografisk Leksikon, 2003.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.