Elisabeth van Dorp

Elisabeth Carolina van Dorp, geboren 1872, wird als erste Frau an einer rechtswissenschaftlichen Fakultät in den Niederlanden zugelassen und erscheint als erste Anwältin vor dem Obersten Gerichtshof der Niederlande.

Hintergrund

Als “streitlustiges Fräulein“ betitelt, stösst Elisabeth (Lizzy) van Dorp bei ihren männlichen Kollegen auf Widerstand. Gleichzeitig halten sie einige Vertreterinnen der Frauenbewegung für eine zu gemässigte Feministin. Dies hält van Dorp jedoch nicht auf, in vielerlei Hinsicht als Pionierin voranzuschreiten.

Nach ihrem Erststudium der Literatur entscheidet sie sich 1897 für das Studium der Rechtswissenschaften und wird damit die erste zugelassene Jurastudentin der Niederlande. Bereits während des Studiums engagiert sich van Dorp als Teil der niederländischen Frauenbewegung für das Frauenwahlrecht. Innerhalb der feministischen Bewegung vertritt sie liberale Werte und distanziert sich entschieden von der Forderung, dass verheiratete Frauen arbeiten sollen. Für sie darf die politische Rolle der Frau nicht auf Kosten des Familienlebens gehen. Kurz nach der Erlangung ihres Doktortitels verteidigt sie 1903 als erste Frau einen Mandanten vor dem niederländischen Obersten Gerichtshof. Nach einigen Jahren Berufserfahrung im juristischen Bereich, interessiert sich van Dorp zunehmend für die Wirtschaftswissenschaften und gilt gemeinhin als eine der ersten weiblichen Ökonominnen der Niederlande. Politisch engagiert sie sich in der Liberalen Staatspartei, für welche sie von 1922 bis 1925 im Repräsentantenhaus als Abgeordnete einen Sitz einnimmt und die erste weibliche Fraktionsführerin der Niederlande ist.

Ende 1940 reist sie nach Niederländisch-Ostindien (heutiges Indonesien). Nur kurze Zeit später wird sie dort von den japanischen Besatzern in einem Frauenlager interniert und stirbt - geschwächt durch die mehrjährige Gefangenschaft - kurz nach der japanischen Kapitulation mit 73 Jahren.

(Quellen: Wikipedia, Huygens Institut für die Geschichte der Niederlande, Dekker/Cornax 2022; Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1872 geboren in Arnheim (Niederlande)
  • 1897 Zulassung zum Jurastudium
  • 1903 Promotion
  • 1903 Erste Anwältin vor dem niederländischen Obersten Gerichtshof
  • 1907 Gründung der Niederländischen Vereinigung für das Frauenwahlrecht
  • 1914-1920 Vorsitzende des Rechtsausschusses des Internationalen Frauenrates (ICW)
  • 1919-1922 Privatdozentin an der Universität Utrecht
  • 1922-1925 Abgeordnete der Liberalen Staatspartei “De Vrijheidsbond“ im nationalen Parlament
  • 1941 Internierung im Frauenlager in Zentraljava (Indonesien)
  • 1945 Tod

Weiterführende Informationen

  • Dekker, Erwin/Cornax, Willem: “Elizabeth van Dorp and the Women’s Question at the Intersection of Bourgeois Ideals and Liberal Economics“, in: Œconomia – History / Methodology / Philosophy 2022, 12 (3), S. 581-604.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.