Olga Petit

Sophie/Sonia Olga Balachowsky-Petit, geboren 1870, wird 1900 die erste Rechtsanwältin in Frankreich.

Hintergrund

Dass Olga Petit 1900 die erste Anwältin Frankreichs werden kann, hat sie u.a. einer anderen Pionierin -- Jeanne Chauvin -- zu verdanken. Chauvin kämpft zu diesem Zeitpunkt schon länger vor Gericht um die Zulassung von Frauen zu juristischen Berufen. Doch erst im November 1900 wird dies durch eine von Chauvin geforderte Gesetzesänderung möglich. Petit wird daraufhin die erste Anwältin -- weil der zuständige, widerwillige Rat diese Ehre der Frauenrechtlerin Chauvin nicht gewähren will.

Petit kommt 1888 unter dem Namen Scheïna Léa Balachowsky aus Russland nach Paris, um an der Université Sorbonne Recht zu studieren. Sie ändert ihren Namen in Sophie Olga bzw. manchmal auch Sonia Olga, heiratet einen Pariser Anwalt und taucht in das gesellschaftliche Leben der Stadt ein. Während des Studiums veröffentlicht sie Romane und verschiedene Theaterstücke, die in Russland aufgeführt werden. Ihren Abschluss erhält sie um 1900 mit ihrer Doktorarbeit La loi et l'ordonnance dans les états qui ne connaissent pas la séparation des pouvoirs législatif et exécutif. Damit qualifiziert sich Petit -- nach der Gesetzesänderung -- zur Arbeit vor Gericht und wird im Dezember 1900 als erste Frau in Frankreich als Rechtsanwältin vereidigt.

In den folgenden Jahren arbeitet Petit als Rechtsanwältin und widmet sich gesellschaftlichem Engagement. Die Verbindung nach Russland hält dabei an: Nach der Russischen Revolution 1917 setzt sie sich intensiv für die Integration von Russ*innen in Frankreich ein. Petit kommt so in Kontakt mit zahlreichen russischen Intellektuellen und Künstler*innen. Ihr Erbe besteht deshalb nicht nur in ihrer Rolle als Pionierin der Rechtswissenschaft, sondern auch in einer beträchtlichen Sammlung privater Korrespondenz mit bedeutenden Persönlichkeiten, die heute in der Nationalbibliothek in Paris verwahrt wird.

(Quellen: Wikipedia, Debré/Bochenek 2013; Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1870 geboren als Scheïna Léa Balachowsky in Korsun (heutige Ukraine; damals Russland)
  • 1888-1900 Studium an der Université Sorbonne
  • 1896 Heirat
  • 1900 Rechtsanwaltspatent
  • 1965 Tod

Weiterführende Informationen

  • Debré, Jean-Louis/Bochenek, Valérie: Ces femmes qui ont réveillé la France, Paris 2013.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.