Hanna Suchocka

Hanna Stanislawa Suchocka, geboren 1946, wird 1992 die erste Ministerpräsidentin Polens.

Hintergrund

In eine Apothekerfamilie geboren, erwarten ihre Eltern, dass Hanna Suchocka ein Pharmaziestudium anstrebt. Doch sie entscheidet sich anders und schlägt den Weg der Rechtswissenschaften ein. Sie studiert und arbeitet an der juristischen Fakultät an der Universität in Posen. Als sie sich weigert, der kommunistischen Regierungspartei beizutreten, verliert sie vorübergehend ihre Stelle an der Fakultät. Einige Zeit später wird sie jedoch wieder eingestellt und spezialisiert sich anschliessend auf Menschenrechte und Verfassungsrecht. In diesem Bereich promoviert die aufstrebende Juristin mit ihrer Arbeit über verfassungsrechtliche Garantien in den sozialistischen Staaten Europas. Nach ihrer Promotion erhält sie eine Assistenzprofessur am Lehrstuhl für Verfassungsrecht an ihrer Alma Mater.

Ihre Wahl zur Regierungschefin im Jahr 1992 überrascht nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch Suchocka selbst. Ihre Amtszeit bleibt jedoch von kurzer Dauer, da die Konflikte in der neu formatierten Koalitionsregierung zu gross werden. Die von Suchocka verfolgte Sparpolitik stösst auf Widerstand, und auch feministische Anliegen, die im Land immer lauter werden, finden bei ihr kein Gehör. Sie versteht sich nicht als Feministin und ihr katholischer Hintergrund führt sie zu einer konservativen Haltung in der Abtreibungsdebatte. Unter Suchockas Regierung wird 1993 ein restriktives Abtreibungsgesetz verabschiedet, das bis heute zu den strengsten in Europa gehört.

Suchockas Auftreten ist energisch und standfest – zeitweise fällt auch der Vergleich mit der "eisernen Lady" Margarethe Thatcher. Doch dieser Vergleich ist nicht notwendig: Hanna Suchocka ist ein Unikat und geht als erste Frau an der Spitze der polnischen Regierung in die Geschichte ein.

(Quellen: Munzinger Archiv, Skard 2015; Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1946 geboren nn Pleszew (Polen)
  • 1963-1968 Jurastudium an der Adam-Mickiewicz-Universität in Posen
  • 1975 Promotion an der Adam-Mickiewicz-Universität in Posen
  • 1972-1990 Assistenzprofessorin für Verfassungsrecht an der Adam-Mickiewicz-Universität Posen
  • 1985-1986 Forschungstätigkeit am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg
  • 1988-1992 Assistenzprofessorin an der Katholischen Universität in Lublin
  • 1990-2013 Assistenzprofessorin am Institut Nauk Prawnych in Warschau
  • 1992-1993 Ministerpräsidentin
  • 1997-2000 Justizministerin und Generalstaatsanwältin
  • 2001-2013 Botschafterin des Vatikans
  • 2015 Habilitation an der Adam-Mickiewicz-Universität in Posen

Weiterführende Informationen

  • Skard, Torild: "Polish compromise: Hanna Suchocka", in: Torild Skard (Hrsg.): Women of Power, Half a century of female presidents and prime ministers worldwide, Bristol 2015, S. 343-346.

Letzte Aktualisierung: J. Niederberger. Verantwortlich: A. Tschentscher.