Frances Kyle

Frances Christian Kyle, geboren 1893, wird 1921 zusammen mit Averil Deverell eine der beiden ersten Barrister (Rechtsanwältin vor Gericht) im damaligen Grossbritannien und kurz danach die erste Barrister in Nordirland.

Bereits als Kind kommt Frances Kyle mit anderen Ländern und Sprachen in Kontakt. Geboren in Belfast verbringt sie einen Teil ihrer Kindheit in Frankreich und der Schweiz. Zurück auf den britischen Inseln studiert sie in Dublin Französisch und Astronomie. Erst danach schreibt sie sich für Rechts- und Politikwissenschaften ein. Nach erfolgreichem Abschluss und dem Sex Disqualification (Removal) Act von 1919 wird sie 1920, zusammen mit Averil Deverell, als eine der ersten beiden Frauen an der irischen Ausbildungsstätte für Rechtsanwälte King's Inn zugelassen. Die Prüfungen besteht sie als Klassenbeste; worauf sie 1921 als erste Frau (wenige Minuten vor Deverell) in die irische Anwaltskammer in Dublin berufen wird. Da sich Irland zu dieser Zeit mitten im Unabhängigkeitskampf gegen das Vereinigte Königreich befindet und Kyle zurück nach Belfast will, wird sie eine Woche später auch dort – als erste Frau in Nordirland – zur Anwaltskammer zugelassen.

Obwohl sie direkt danach (erneut als erste Frau) Mitglied im Gerichtsbezirk Circuit of Northern Ireland wird, praktiziert sie nur kurze Zeit – ihr Gesundheitszustand ist schlecht. Sie lässt sich in der Schweiz behandeln, reist durch Europa und widmet sich danach vermehrt kulturellen Aktivitäten. In den folgenden Jahren unterhält sie einen kleinen Salon in Belfast und taucht in die europäische Philosophie und Literatur ein. Später zieht es sie nach England, wo sie schliesslich an Krebs stirbt.

Betrachtet man Frances Kyles ganzes Leben, scheint die Rechtsanwaltschaft einen eher kleinen Teil auszumachen. Umso beeindruckender ist es, dass sie als Pionierin der Rechtsanwaltschaft Geschichte schreibt.