Ellen Spencer Mussey

Ellen Spencer Mussey, geboren 1850, eröffnet 1898 zusammen mit Emma Gillet eine Law School in den USA, um Frauen den Zugang zu einer juristischen Ausbildung zu ermöglichen.

Hintergrund

Ellen Spencer Mussey kämpft in vielen Rollen für die juristische Gleichstellung von Frauen: als selbstständige Juristin, als Aktivistin der Frauenbewegung und als Rektorin ihrer eigenen Law School. Zum Recht kommt Spencer Mussey durch ihre Heirat mit einem Juristen. In dessen Kanzlei lässt sie sich praktisch ausbilden; Colleges verwehren Frauen damals meist den Zugang zu juristischen Ausbildungen. Nach dem Tod ihres Ehemannes erhält sie eine ausserordentliche Zulassung zur Anwaltschaft und führt die Kanzlei selbständig weiter. 1896 wird sie als Rechtsanwältin vor dem US Supreme Court zugelassen, wo sie mehrere Fälle gewinnt.

Kurz darauf beschliessen Spencer Mussey und ihre Kollegin Emma Gillet, dass sie den Ausschluss von Frauen von juristischen Ausbildungen nicht länger akzeptieren wollen. Sie beginnen, informelle Kurse anzubieten. Als die bestehenden Colleges sich weigern, die Kursteilnehmerinnen für das letzte Jahr bei sich aufzunehmen, eröffnen die beiden Juristinnen 1898 selbst eine Law School: das Washington College of Law. Spencer Mussey wird für die nächsten 15 Jahre Dekanin der Schule und unterrichtet Verfassungs- und Zivilrecht.

Parallel dazu engagiert sich Spencer Mussey vehement für rechtliche Gleichstellung. Sie erreicht dabei einiges für die Frauen in Columbia: Ehefrauen dürfen ihren Lohn behalten, Mütter erhalten das gleiche Sorgerecht wie Väter und Juristinnen dürfen als Geschworene auftreten. Weiter gründet sie verschiedene juristische Vereinigungen, denen sie meist als (Vize-)Präsidentin vorsteht und publiziert zahlreiche Artikel zu frauenpolitischen Anliegen. Spencer Mussey ist damit eine Pionierin sondergleichen: Nicht nur als praktisches Vorbild, sondern als Wegbereiterin der juristischen Bildung und der rechtlichen Gleichstellung von Frauen in den USA.

(Quellen: Bailey 1983, Wikipedia, Britannica; Bildquelle: WCL)

Lebensstationen

  • 1850 geboren in Geneva (USA)
  • 1876-1892 Juristische Mitarbeiterin in der Kanzlei ihres Ehemannes
  • 1893 Ausserordentliche Zulassung zur Anwaltschaft
  • 1893-1898 Selbständige Rechtsanwältin
  • 1896 Zulassung zur Arbeit vor dem US Supreme Court
  • 1898 Mitgründerin des Washington College of Law (WCL)
  • 1898-1913 Dekanin des WCL
  • 1906-1912 Mitglied des Board of Education in Columbia
  • 1907-1909 Vizepräsidentin der Daugthers of the American Revolution
  • 1917 Mitgründerin der Women's Bar Association of the District of Columbia
  • 1917-1919 Präsidentin der Women's Bar Association of the District of Columbia
  • 1919 Mitgründerin der National Association of Women Lawyers
  • 1936 Tod

Weiterführende Informationen

  • Bailey, Patricia P.: "The accomplishements of WCL founder Ellen Spencer Mussey", in: American University Law Review 1983, 32, 3, S. 619-622.
  • Clark, Mary L: "The Founding of the Washington College of Law: The First Law School Established by Women for Women", in: American University Law Review 1998, 47, 3, S. 613-676.
  • Drachman, Virgina G.: Sisters in Law: Women Lawyers in Modern American History, Cambridge/London 1998.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.