Derkje Hazewinkel-Suringa

Derkje Hazewinkel-Suringa, geboren 1889, wird 1932 die erste Rechtsprofessorin und 1939 die erste Dekanin einer juristischen Fakultät in den Niederlanden.

Hintergrund

Wie viele andere Pionierinnen gelangt Derkje Hazewinkel-Suringa aufgrund familiärer Verpflichtungen erst spät zur Rechtswissenschaft. Die Niederländerin tritt ihr Jurastudium erst im Alter von 32 Jahren an, als ihre drei Kinder die Schule besuchen. 1925 schliesst sie ab und arbeitet – wie bereits neben ihren Studien – als wissenschaftliche Assistentin für Römisches Recht und Zivilrecht. Sie promoviert und wird 1931 zur Doktorin der Rechte ernannt. An der Universität ist man zu diesem Zeitpunkt von Hazewinkel-Suringas fachlichen und didaktischen Fähigkeiten dermassen überzeugt, dass dem "neuen Stern" der nächste freiwerdende Lehrstuhl versprochen wird. Etwas zufällig und entsprechend umstritten wird sie ein Jahr später – ohne Facherfahrung – Professorin für Strafrecht und Strafprozessrecht und damit zur ersten niederländischen Inhaberin eines juristischen Lehrstuhls. Kritisiert wird dabei nicht nur ihr fehlender Leistungsausweis, sondern auch die Vergabe des Lehrstuhls an eine verheiratete Frau und Mutter.

Hazewinkel-Suringa trotzt der Kritik, etabliert sich bald auf ihrem Posten und übernimmt 1939 als erste Frau das Amt der Dekanin der juristischen Fakultät. 1942 wird ihre Karriere allerdings für drei Jahre unterbrochen; Grund ist ihr Engagement gegen den Faschismus sowie die damit verbundene Entlassung jüdischer Professor*innen. Als Dekanin fordert Hazewinkel-Suringa die Schliessung der Universität, sollten die Entlassungen nicht aufgehoben werden. In der Folge wird sie nicht nur aus der Universität, sondern auch aus Amsterdam gewiesen. Mit dem Ende des Krieges erhält sie ihren Lehrstuhl zurück und setzt ihre akademische Karriere fort. 1953 erscheint Einführung in das Studium des niederländischen Strafrechts, ein Lehrbuch, das sich grosser Beliebtheit erfreut und mehrmals nachgedruckt wird. Es gilt bis heute als Standardwerk.

Nach knapp 25 Jahren als Professorin geht Hazewinkel-Suringa in den Ruhestand. Sie ist nicht nur als Pionierin der juristischen Gleichstellung, sondern auch als Strafrechtsexpertin und Kämpferin gegen den Faschismus eine Inspiration für künftige Jurist*innen.

(Quellen: Nève 2013, Groot-van Leeuwen 2018/2021; Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1889 geboren in Groningen (Niederlande)
  • 1910 Heirat
  • 1921-1925 Jurastudium an der Universiteit van Amsterdam (UvA)
  • 1923-1926 Assistentin für Römisches Recht an der UvA
  • 1926-1930 Assistentin für Zivilrecht an der UvA
  • 1931 Promotion an der UvA
  • 1932 Ernennung zur Professorin für Strafrecht und Strafprozessrecht an der UvA
  • 1939 Dekanin der juristischen Fakultät der UvA
  • 1953 Publikation Inleiding tot de studie van het Nederlands strafrecht
  • 1942 Entlassung
  • 1945 Wiederaufnahme der Professur an der UvA
  • 1959 Ruhestand
  • 1970 Tod

Weiterführende Informationen

  • Porträt über Derkje Hazewinkel-Suringa von P. L. Nève im Biografisch Woordenboek von Nederland, 2013.
  • Porträt über Derkje Hazewinkel-Suringa von Leny Groot-van Leeuwen im Digitaal Vrouwenlexicon van Nederland, 2018.
  • Groot-van Leeuwen, Leny: "Compromise, Autonomy and Courage: Derkje Hazewinkel-Suringa, First Female Law Professor in the Netherlands (1889–1970)" in: Ulrike Schultz et al. (Hrsg.): Gender and Careers in the Legal Academy, Dublin 2021, S. 283-294.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.