Sonia Picado Sotela

Sonia Picado Sotela, geboren 1936, wird 1980 die erste juristische Dekanin in Lateinamerika, 1989 die erste Richterin am Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte und 1994 die erste costa-ricanische Botschafterin in den USA.

Hintergrund

Sonia Picado ist bereits verheiratet und Mutter einer Tochter, als sie sich gegen den Willen ihrer Familie für ein Jurastudium einschreibt. An der männerdominierten Universität verbündet sie sich mit Elisabeth Odio und sagt der rechtlichen Ungleichheit der Geschlechter den Kampf an. Allen Widerständen zum Trotz macht sie Karriere an der Universidad de Costa Rica: 1972 übernimmt Picado eine Professur acht Jahre später ernennt man sie zur ersten Dekanin einer juristischen Fakultät in Lateinamerika. Ihre Wahl wird von einer sexistischen Gegenkampagne begleitet: Dass der renommierten Fakultät nach 143 Jahren erstmals eine Frau vorstehen soll, geht vielen Männern gegen den Strich. Picado entspricht zudem nicht dem damaligen Frauenbild. Sie ist geschieden, macht Karriere und etabliert darüber hinaus in den 1970er Jahren eine Reform des Familienrechts, die bei der Bewertung der Scheidungsgründe die Gleichheit von Frauen und Männern verankert.

Picado bleibt nicht nur standhaft, sondern arbeitet sich in den kommenden Jahren immer weiter in die Männerbastionen der Justiz und der Politik vor. 1984 übernimmt sie die Leitung des Instituto Interamericano de Derechos Humanos; ein Institut, das Jurist*innen, NGOs und staatliche Akteuer*innen in menschenrechtlichen Fragen schult. Bald gilt die Professorin als ausgewiesene Menschenrechtsexpertin. 1989 folgt die Wahl an den Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte – als erste Frau überhaupt. Nach sechs Jahren wechselt sie in den Staatsdienst und wird Costa Ricas erste Botschafterin in den USA. Um die Jahrtausendwende prägt sie dann als Abgeordnete der Legislative die costa-ricanische Innenpolitik – und untermauert mit zahlreichen Publikationen zur Stellung von Frauen in Gesellschaft und Politik ihren Ruf als Menschen- und Frauenrechtsexpertin. Picado hat damit massgeblich den Weg nachfolgender Frauen geebnet und gilt heute als leuchtendes Vorbild der juristischen Gleichstellung in Lateinamerika.

(Quellen: Wikipedia, Instituto National de las Mujeres, Instituto de Investigacions; Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1936 geboren in San José
  • 1968 rechtswissenschaftliches Lizenziat der Universidad de Costa Rica
  • 1972-2003 Professorin an der Universidad de Costa Rica
  • 1980-1984 Dekanin der juristischen Fakultät der Universidad de Costa Rica
  • 1984-1994 Exekutivdirektorin des Instituto Interamericano de Derechos Humanos
  • 1989-1994 Richterin und Vizepräsidentin am Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte
  • 1994-1998 costa-ricanische Botschafterin in den USA
  • 1998-2002 Abgeordnete der Legislativversammlung von Costa Rica
  • 1999-2000 Vorsitzende des Partido Social Demoìcrata Liberacioìn Nacional
  • 2001 Publikation Participacioìn Poliìtica de la Mujer: un reto ayer, hoy y siempre
  • 2002 Publikation Mujeres y Poliìtica
  • 2010-2016 Vorsitzende des UN Advisory Board on Human Security

Weiterführende Informationen

  • Dokumentarfilm Las Imprescindibles: Juristas que romen limites des Instituto de Investigaciones Juridicas, 2022.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.