Madeleine Gevers-Dwelshauvers

Madeleine Gevers-Dwelshauvers, geboren 1897, wird 1933 die erste belgische Professorin der Rechtswissenschaft und 1953 die erste Dekanin Belgiens

Hintergrund

Madeleine Gevers-Dwelshauvers wird in eine progressive und intellektuelle Familie geboren. Der Vater ist Professor für Philosophie, die Mutter arbeitet in führenden Positionen im Justizministerium und später als Hochschuldirektorin. Anders als viele junge Frauen der damaligen Mittel- und Oberschicht wird Gevers-Dwelshauvers von ihren Eltern zu höherer Bildung und einer beruflichen Karriere ermutigt. Kaum öffnet die Université libre de Bruxelles (ULB) nach dem Ersten Weltkrieg erneut ihre Pforten, schreibt sich Gevers-Dwelshauvers für das Jurastudium ein. Die ULB wird in den kommenden Jahren zum Ort der akademischen Karriere Gevers-Dwelshauvers'. Dabei zeigt sich die Universität (anders als viele juristische Arbeitsfelder) als wohlwollendes Umfeld für die Pionierin – obwohl sie, als einzige Frau, meist eine Exotin ist.

Gevers-Dwelshauvers studiert insbesondere beim renommierten Zivilrechtsprofessor René Marcq und schliesst ihr Studium 1923 mit der höchsten Auszeichnung ab. Nach zwei Jahren als Rechtsanwältin wird sie von Marcq zurück an die ULB geholt: Zuerst als Assistenzprofessorin, dann als eine Art Stellvertretung Marcqs (titulaire). Die kommenden Jahre sind von einer engen publizistischen Zusammenarbeit der zwei Akademiker*innen geprägt. 1933 wird Gevers-Dwelshauvers offiziell zur Professorin für Zivilrecht ernannt – als erste Frau in Belgien – und macht sich zunehmend einen Namen im Familienrecht. Ihr Interesse gilt insbesondere der Verbesserung der rechtlichen Stellung von Schutzbedürftigen. Weiter Forschungsschwerpunkte Gevers-Dwelshauvers' sind das Sozial- und Arbeitsrecht. In diesem Rahmen gründet sie 1955, zusammen mit anderen, das Institut du Travail an der ULB. Angeboten werden hier beispielsweise Kurse zum Sozialrecht oder zur sozialen Sicherheit im internationalen Recht. Ziel ist die Ausbildung von (ausländischen) Führungskräften, die ihr Wissen dann im globalen Süden zur Verbesserung der sozialen und rechtlichen Sicherheit einbringen können. Gevers-Dwelshauvers steht dem Institut bis zu ihrem Ruhestand 1970 vor. Parallel dazu ist sie von 1953 bis 1956 auch Dekanin der juristischen Fakultät – und damit als erste universitäre Dekanin Belgiens erneut eine Pionierin.

(Quellen: Den Tonkelaar 2021, Gubin 2006, Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1897 geboren in Ixelles (Belgien)
  • 1918-1923 Jurastudium an der Université libre de Bruxelles (ULB)
  • 1925 Assistentin an der ULB
  • 1929 Titulaire an der ULB
  • 1933 Professorin für Zivilrecht an der ULB
  • 1953-1956 Dekanin der juristischen Fakultät der ULB
  • 1955 Mitgründerin des Institut du Travail der ULB
  • 1955-1970 Vorsitzende des Institut du Travail der ULB
  • 1994 Tod

Weiterführende Informationen

  • Gubin, Eliane et al. (Hrsg.): Dictionnaire des femmes belges: XIXe et XXe siècles, Brüssel 2006.
  • Den Tonkelaar, Hans: "Madeleine Gevers-Dwelshauvers (1897-1994): A Grande Dame at the Université Libre du Bruxelles", in: Ulrike Schultz et al. (Hrsg): Gender and Careers in the Legal Academy, Dublin 2021, S. 269-282.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.