Freda Wuesthoff

Freda Wuesthoff, geboren 1896, wird 1927 die erste deutsche Patentanwältin.

Hintergrund

Aufgewachsen in einem weltoffenen und bildungsbewussten Elternhaus in Berlin verwundert der offene Geist und die Wissbegierde von Freda Wuesthoff nur wenig.

Wuesthoff sieht ihre Zukunft zunächst nicht in den Rechts- sondern in den Naturwissenschaften. Sie studiert Physik und Mathematik und promoviert auf dem Gebiet der Radioaktivität in München. Bei ihrer Tätigkeit als Physikerin in der Zuckerindustrie lernt sie ihren späteren Ehemann kennen. Gemeinsam absolviert das Paar im Jahr 1927 die Patentanwaltsausbildung und eröffnet nur wenig später eine Kanzlei. Bald macht sich Wuesthoff national und international einen Namen als Patentanwältin und bereist beruflich die halbe Welt. Doch der Antisemitismus der Nationalsozialisten setzt ihrer aufblühenden Karriere ein jähes Ende: Als "Halbjüdin" abgewertet, wird ihr ein vollumfängliches Berufsverbot auferlegt. Sie darf fortan weder vor dem Patentamt noch vor dem Gericht auftreten und wird aus der Liste der Patentanwält*innen gestrichen. Doch das tut dem Tatendrang von Wuesthoff keinen Abbruch. Die Gräueltaten des Krieges und die Atombombenabwürfe auf Nagasaki und Hiroshima erschüttern sie zutiefst, woraufhin sie sich dem Pazifismus verschreibt. Als Physikerin erfasst sie die Tragweite der von den Atomwaffen ausgehenden Gefahr. Mit zahlreichen Reden und Vorträgen betreibt sie Aufklärungsarbeit und gründet eine Friedensorganisation, in der sich namhafte Vertreterinnen der deutschen Frauenbewegung, darunter auch Marie-Elisabeth Lüders, zusammenschliessen.

Wuesthoff stirbt, wie sie gelebt hat: In ihrer Mission für den Frieden stürzt sie schwer auf dem Weg zu ihrem Vortrag gegen Atombombenversuche, woraufhin sie einer Embolie erliegt. Ihr Kampf gegen die Atomwaffen findet  in ihrem Tod eine symbolische Vollendung.

(Quellen: Olbrich 2001, Röwekamp 2017, FemBio, Wikipedia; Bildquelle: FemBio)

Lebensstationen

  • 1896 geboren als Freda Hoffmann in Berlin
  • 1925 Promotion in Physik und Mathematik
  • 1924-1926 Assistentin und später Leiterin der physikalischen Abteilung im Berliner Institut für die Zuckerindustrie
  • 1925-1927 Ausbildung zur Patentanwältin
  • 1927 Gründung einer Patentanwaltskanzlei
  • 1933 Entzug der Zulassung als Anwältin
  • 1946 Gründung des Stuttgarter Friedenskreises
  • 1947 Mitbegründung des Deutschen Frauenrings
  • Ab 1949 Leiterin der Friedenskommission der Dachorganisation des Deutschen Frauenrings
  • 1949 Wiedereröffnung der Kanzlei Wuesthoff & Wuesthoff
  • 1956 Mitglied der Atomkommission der Bundesregierung
  • 1956 Tod

Weiterführende Informationen

  • Röwekamp, Marion: "Freda Wuesthoff (1896–1954)", in: Simon Apel et al. (Hrsg.): Biographisches Handbuch des Geistigen Eigentums, Tübingen 2017, S. 279-282.
  • Olbrich, Hubert: "Engagiert für eine Politik des Friedens – Die Physikerin Freda Wuesthoff", in: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein), Heft 4 (2001), S. 66-70.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.