Františka Plamínková
Františka Plamínková, geboren 1875, ebnet als Laienjuristin den Weg für künftige Generationen von Juristinnen der Tschechischen Republik.
Hintergrund
Františka Plamínková ist eine tschechische Frauenrechtlerin ohne juristische Ausbildung, die als Laienjuristin wegweisende Reformen erkämpft. Plamínková ist Lehrerin; das Pädagogikstudium ist ihrerzeit eine der einzigen Möglichkeiten für Frauen mit intellektuellen Ambitionen, eine höhere Bildung zu erlangen. Ein Jurastudium wäre ihr als Frau zum Zeitpunkt ihrer Berufswahl verwehrt geblieben. Doch selbst als Frauen 1918 endlich zum Jurastudium zugelassen wurden, kamen sie zumeist aus höheren sozialen Schichten und waren oft opportunistisch und passiv. Nicht so Plamínková, die sich stark für rechtliche Belange einsetzt und ein tiefgehendes Interesse für die Juristerei hat. Ihr ausgeprägter Gerechtigkeitssinn führt sie dazu, sich für die rechtliche und soziale Gleichstellung der tschechischen Frauen, insbesondere im Familienrecht, einzusetzen. Von ihrem scheinbar unerreichbaren Ziel lässt sie sich nicht durch althergebrachte Vorurteile und Traditionen aufhalten. Sie propagiert gegen das Lehrerinnenzölibat und für das Recht verheirateter Frauen auf Erwerbsarbeit. Die Aufhebung des Zölibatgesetzes und anderer frauendiskriminierenden Gesetze macht sie sich zur Lebensaufgabe. Ihr Kampfgeist und die beharrliche Forderung nach dem Frauenwahlrecht ziehen sich wie ein roter Faden durch ihr Leben.
Nach der Gründung der Tschechoslowakei 1918 erhalten Frauen schliesslich das aktive und passive Wahlrecht, wobei das Engagement von Plamínková und anderen Suffragetten massgeblich dazu beigetragen haben. Kurz darauf wird Plamínková bei den Prager Kommunalwahlen gewählt. 1925 wird sie Senatorin in der tschechischen Nationalversammlung. Die Politikerin erkennt früh die Gefahr des Hitler-Regimes und versucht mit Lesungen, offenen Briefen und öffentlichen Vorträgen zu warnen. Doch die nationalsozialistische Besetzung der Tschechoslowakei lässt sich nicht verhindern. Die aufklärerische Denkerin wird verhaftet und in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Dort triff sie ihr Protegé und Juristin Milada Horáková wieder, mit der sie in der Emanzipationsbewegung aktiv war. 1942 wird Plamínková ermordet.
(Quellen: Hendrychová 2006, Wikipedia; Bildquelle: Wikipedia)
Lebensstationen
- 1875 geboren in Prag
- 1900 Pädagogischer Studienabschluss
- 1903 Tschechischer Frauenverein
- 1919 Abgeordnete im Prager Parlament
- 1922 Mitglied der tschechoslowakischen Delegation bei der Generalversammlung des Völkerbundes
- 1925 Vizepräsidentin des Internationalen Frauenrats (ICW)
- 1925-1938 Senatorin der Nationalversammlung
- 1923 Gründung des Nationalen Frauenrats (Ženská národní rada)
- 1939-1942 Internierung in Konzentrationslager Theresienstadt
- 1942 Tod durch Ermordung
Weiterführende Informationen
- Hendrychová Soňa: "Milada Horáková", in: Anna Loutfi et al. (Hrsg.): A Biographical Dictionary of Women's Movements and Feminisms: Central, Eastern, and South Eastern Europe, 19th and 20th Centuries, Budapest, New York 2006, S. 436-440.
- Kober Jan: "Why not Faster? Women in the Czech and Czechoslovak Legal Academy", in: Schultz Ulrike et al. (Hrsg.): Gender and Careers in the Legal Academy, Oxford, New York, 2021.
Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi.
Verantwortlich: A. Tschentscher.