Justina Kelello Mafoso-Guni

Justina Kelello Mafoso-Guni, geboren 1945, wird 1970 die erste lesothische Rechtsanwältin, 1995 die erste Richterin am lesothischen High Court und 2006 eine der ersten beiden Richterinnen am Afrikanischen Gerichtshof für Menschenrechte und Recht der Völker.

Hintergrund

Justina Kelello Mafoso-Gunis juristische Karriere beginnt mit einem Paukenschlag: Nach der erfolgreich abgeschlossenen juristischen Ausbildung wird sie 1970 zur ersten Rechtsanwältin Lesothos ernannt. Die damalige politische Situation ist aber fragil und Mafoso-Guni verlässt ihr Heimatland, um in Grossbritannien als Juristin zu arbeiten. 1980 kehrt sie nach Afrika zurück. In Simbabwe wird sie nicht nur die erste Frau im Richteramt, sondern arbeitet sich zur Bezirksrichterin und bis an die Spitze des Jugendgerichts hoch.

Bei ihrer Rückkehr nach Lesotho verfügt sie über eine langjährige Erfahrung und Expertise als Richterin – doch ihre Wahl an den lesothischen High Court wird von unterschiedlichsten Seiten bekämpft. Studierende protestieren, die Law Society feindet sie an und der Justizminister weigert sich, ihren Eid abzunehmen oder ihren Lohn auszuzahlen. Der Widerstand wurzelt in der Überzeugung, Frauen seien für dieses Amt unfähig. Erst nach zwei Jahren im Dienst wird Mafoso-Gunis Anstellung offiziell bestätigt.

2006 schreibt sie auch auf gesamtafrikanischer Ebene Rechtsgeschichte. Zusammen mit Sophia Akuffo wird Mafoso-Guni an den neugeschaffenen Afrikanischen Gerichtshof für Menschenrechte und Rechte der Völker (ACtHPR) in Arusha (Tansania) gewählt. Hier arbeitet sie entscheidend an der Ausarbeitung von Grundlagenprozessen und Verfahrensordnungen mit. Ihre Wiederwahl gelingt trotz dieses Leistungsausweises nicht. Nachdem sie sich in ihrem Heimatland dafür einsetzt, dass dieses die Zuständigkeit des ACtHPR für Individualbeschwerden anerkennt, verliert sie die nötige Unterstützung der lesothischen Regierung. Die Idee, dass Bürger*innen das Königreich Lesotho etwa aufgrund menschenrechtlicher Vergehen anklagen könnten, wird von der politischen Elite als unpatriotisch angesehen und Mafoso-Guni entsprechend abgestraft. Am High Court bleibt sie jedoch bis zum richterlichen Ruhestand – und ist damit viele Jahre sichtbar als Vorreiterin und Vorbild an einem der höchsten Gerichte des Landes.

(Quellen: Ellet 2018, African Women in Law)

Lebensstationen

  • 1945 geboren in Hlotse (Lesotho)
  • Studium an der University of Botswana, Lesotho and Swaziland (UBLS)
  • 1970 Zulassung zur Rechtsanwaltschaft in Lesotho
  • 1970er Jahre Juristin in Grossbritannien
  • 1980-1994 (Bezirks-)Richterin und Vorsitzende des Jugendgerichts in Simbabwe
  • 1986 Vorsitzende des Liquor Licensing Board in Simbabwe
  • 1989 Diplom in Women's Law der Universität Oslo
  • 1995 Ernennung zur Richterin am High Court in Lesotho
  • 2006-2010 Richterin am Afrikanischen Gerichtshof für Menschenreche und Rechte der Völker

Weiterführende Informationen

  • Ellet, Rachel: "Justina Kelello Mafoso-Guni: The Gendering of Judicial Appointment Processes in African Courts", in: Josephine Jarpa Dawuni und Akua Kuenyehia (Hrsg.): International Courts and the African Woman Judge: Unveiled Narratives, New York 2018, S. 108-123.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.