Myra Bradwell

Myra Bradwell, geboren 1831, zieht 1873 vor den U.S. Supreme Court, um Frauen die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft zu erstreiten.

Hintergrund

Myra Bradwells Antrag für die Zulassung als Rechtsanwältin im Jahr 1869 erscheint, aus heutiger Sicht, als logische Konsequenz ihrer bisherigen Karriere: Sie arbeitet seit mehreren Jahren in der Kanzlei ihres Ehemannes. Sie besucht Kurse der Anwaltsausbildung und besteht die Prüfung mit Auszeichnung. Sie schreibt an diversen Gesetzesvorlagen mit, welche die Stellung von Frauen verbessern sollen. Und sie ist Gründerin und Herausgeberin der Chicago Legal News, einer Wochenzeitschrift, die neben Informationen zu Urteilen oder Kanzlei- und Grundbucheinträgen auch Kommentare zu verschiedensten juristischen Themen publiziert. Dennoch wird Bradwells Antrag abgelehnt. Als verheiratete Frau sei es ihr nicht erlaubt, Verträge einzugehen -- das aber sei notwendig für die Arbeit als Rechtsanwältin.

Bradwell sieht in der Begründung ihre Bürgerrechte verletzt und zieht vor Gericht. Mut schöpft sie aus den Erfolgen anderer Pionierinnen; zur gleichen Zeit wird Arabella Mansfield in Iowa als Rechtsanwältin zugelassen. Sie argumentiert sowohl vor dem Supreme Court in Illinois wie auch vor dem U.S. Supreme Court -- zweimal erfolglos. Illinois befindet, Frauen seien den Männern nicht ebenbürtig und von Gott zur Hausarbeit befohlen. Der Staat argumentiert, Frauen seien durch ihre angeborene Scheu und Zartheit ungeeignet für die juristische Praxis.

Trotz der Niederlage bleibt Bradwells Kampf nicht folgenlos. Die gesellschaftliche Diskussion um den Status der Frau im Recht gewinnt an Fahrt und Illinois lässt kurz darauf Frauen zu allen Berufen zu. Bradwell selbst hakt die Angelegenheit aber ab und bewirbt sich nicht erneut um Zulassung. Sie fokussiert sich stattdessen auf ihre Zeitschrift, die bald die meistgelesene Rechtszeitschrift im Land wird. Hier berichtet sie bis zu ihrem Tod über Frauen im Recht und Frauenrechte -- und kämpft so weiter für rechtlich verankerte und faktische Gleichstellung.

(Quelle: Wikipedia, Britannica, Norgren 2013; Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1831 geboren als Myra Colby in Manchester, Vermont (USA)
  • 1861 Mitarbeit am Illinois Married Women's Property Act
  • 1869 Mitarbeit am Earnings Act
  • 1869 Rechtsanwaltsprüfung
  • 1868-1894 Herausgeberin Chicago Legal News
  • 1869 Gesuch um Zulassung zur Rechtsanwaltschaft
  • 1873 Verhandlung Bradwell v. Illinois vor dem Supreme Court
  • 1890 Zulassung zur Rechtsanwaltschaft in Illinois
  • 1894 Tod

Weiterführende Informationen

  • Berger Morello, Karen: The Invisible Bar: The Woman Lawyer in America 1638 to the Present, New York 1986.
  • Friedman, Jane M.: America's Frist Woman Lawyer: The Biography of Myra Bradwell, New York 1993.
  • Norgren, Jill: Rebels at the Bar: The Fascinating, Forgotten Stories of America's Frist Women Lawyers, New York 2013.
  • Urteil Bradwell v. State of Illinois, 83 U.S. (16. Wall.) 130 (1873).

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.