Fatoumata Dembélé Diarra

Fatoumata Dembélé Diarra, geboren 1949, wird 2003 die erste malische Richterin am Internationalen Strafgerichtshof.

Hintergrund

Die richterliche Erstbesetzung des Internationalen Strafgerichtshof (ICC) lässt 2003 aufhorchen: Sieben der 18 Richter*innen sind weiblich – eine aussergewöhnlich hohe Frauenquote an internationalen Gerichten. Eine davon ist die Malierin Fatoumata Dembélé Diarra. Geprägt von der französischen Kolonialherrschaft sieht Diarra bereits als Jugendliche im Richteramt eine Möglichkeit, Menschen beim Einfordern ihrer Rechte zu unterstützen. Sie verfolgt ihren Weg zielstrebig: Nach dem Studium absolviert sie in Paris die Ausbildung zur Richterin und beginnt ihre juristische Laufbahn 1977 als Untersuchungsrichterin in Bamako.

In den kommenden Jahren arbeitet Diarra an verschiedenen Gerichten sowie als Dozentin und Beamtin. Früh widmet sie sich den Rechten der Schwächsten der Gesellschaft; meist mittellosen Frauen und Kindern. Mit der Gründung von zwei kostenlosen Rechtsberatungsstellen und ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement wird sie bald zu einer wichtigen und international bekannten Stimme der malischen Zivilgesellschaft. Gleichzeitig kämpft Diarra für die Demokratisierung ihres Heimatlandes und gegen das diktatorische System von General Moussa Traoré im Jahr 1991. 1999 übernimmt sie die Leitung der Justizverwaltung, bevor sie 2001 als Ad-litem-Richterin ein erstes internationales Richteramt am Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien übernimmt. 2003 folgt die Wahl an den ICC. Hier verhandelt sie zahlreiche Strafrechtsfälle und trägt als Richterin massgeblich zur Sichtbarkeit von Frauen in der Justiz bei. Nach dem Ende ihrer Amtszeit und zwei Jahren als Verfassungsrichterin in Mali widmet sich Diarra im richterlichen Ruhestand weiterhin den Rechten der Schwächsten. Mit der von ihr 1994 gegründeten Organisation Observatoire des droits de l'enfant et de la femme kämpft sie u.a. gegen Früh- und Zwangsverheiratung sowie weibliche Genitalverstümmelung. Sie gilt heute als Pionierin der Justiz und energische Kämpferin für Demokratie sowie Frauen- und Menschenrechte.

(Quellen: African Women in Law, Wikipedia, ICC, Dezalay 2018; Bildquelle: ICC)

Lebensstationen

  • 1949 geboren in Koulikoro (Mali; damals: Französisch-Sudan)
  • 1971 LL.B. der Université de Dakar
  • 1974 LL.M. in Privatrecht der École Nationale d'Administration in Bamako
  • 1975-1977 École nationale de la magistrature in Paris
  • 1977-1986 Untersuchungsrichterin und Staatsanwältin in Bamako und Koulikoro
  • 1986-1991 Rechtssekretärin der Nationalversammlung
  • 1986-1991 Dozentin für Verfassungs-, Zivil- und Strafrecht
  • 1991-1993 Generaldirektorin der Urheberrechtsbehörde Malis
  • 1993 Gründungsmitglied der Legal Aid Clinic for Disadvantaged Women and Children
  • 1994 Gründungsmitglied des Observatoire des droits de l'enfant et de la femme (ODEF)
  • 1994-1999 Berufungsrichterin und Präsidentin der Strafkammer des Berufungsgerichts im Bamako
  • 1997 Leiterin der nationalen Wahlbeobachtung in Mali
  • 1999-2001 Leiterin der Justizverwaltung Malis
  • 2001-2003 Ad-litem-Richterin am Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien
  • 2003-2012 Richterin am Internationalen Strafgerichtshof
  • 2012-2014 Richterin am Verfassungsgericht Malis

Weiterführende Informationen

  • Dezalay, Sara: "Fatoumata Dembélé Diarra: Trajectory of a Malian Magistrate and Civil Society Advocate to the International Criminal Court", in: Josephine Jarpa Dawuni und Akua Kuenyehia (Hrsg.): International Courts and the African Woman Judge, New York 2018, S. 77-97.
  • Porträt über Fatoumata Dembélé Diarra von Chidinma Sophia Mong im African Women in Law Project.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.