Charlotte E. Ray

Charlotte E. Ray, geboren 1850, wird 1872 die erste weibliche Person of Color (PoC), die in den USA das Jurastudium abschliesst und zur Rechtsanwaltschaft zugelassen wird.

Charlotte E. Ray wird in eine progressive und politische Familie in New York geboren. Ihr Vater ist aktiver und bekannter Abolitionist. Sie und ihre Schwestern dürfen alle das College besuchen. Ray wird nach dem Abschluss Lehrerin an der Howard University in Washington. Kaum angestellt, schreibt sie sich für das Jurastudium an derselben Universität ein -- als C. E. Ray, in der Hoffnung, ihre Bewerbung werde nicht aufgrund ihres Geschlechts abgelehnt. Der Plan geht auf und Ray schliesst 1872 mit ausgezeichneten Noten als dritte Frau in den USA ab. Im selben Jahr wird sie zur Anwaltschaft zugelassen -- als erste Frau im District of Columbia und erste weibliche PoC überhaupt in den USA. Hier sind keine Vorsichtsmassnahmen nötig: Columbia hat kurz zuvor offiziell die Rechtsanwaltschaft für Frauen geöffnet.

Trotz dieses Erfolges und ihrer hervorragenden juristischen Kenntnisse praktiziert Ray nur wenige Jahre. Sie erhält kaum Aufträge; zu gross sind die Vorurteile gegenüber Frauen und PoC. Ray kehrt zurück nach New York, heiratet und arbeitet wieder als Lehrerin. Daneben tritt sie in die Fussstapfen ihres Vaters und engagiert sich aktiv in Emanzipationsbewegungen, etwa im Suffrage Movement und in der National Association of Colored Women.

Ray ist eine jener Pionierinnen des Rechts, die bereits zu Lebzeiten als Vorbild gelten. Ihre historische Zulassung zur Anwaltschaft wird damals sowohl medial begleitet wie auch als Präzedenzfall von anderen angehenden Anwältinnen angeführt. Ihr Erbe wirkt bis heute nach, etwa mit dem Charlotte E. Ray Award, mit dem aussergewöhnliche Leistungen von US-Anwältinnen gewürdigt werden.