Emilie Kempin-Spyri

Emilie Kempin-Spyri, geboren 1853, promoviert 1887 als erste Juristin Europas.

Hintergrund

Kempin-Spyris Berufswunsch ist ihrer Zeit voraus: Trotz erfolgreichen Studiums und herausragender Promotion ist es ihr Ende des 19. Jahrhunderts nicht möglich, in der Schweiz als Anwältin zu arbeiten. Es fehlt ihr das Wahl- und Stimmrecht. Entmutigen lässt sich Kempin-Spyri davon nicht. Sie beschwert sich beim Bundesgericht und fordert gleiche Rechte für Frau und Mann. Dass der Begriff Schweizer in der Verfassung als generisches Maskulinum zu interpretieren sei – und genau das fordert Kempin-Spyri – wird vom Bundesgericht aber abgeschmettert. Sie wandert daraufhin mit ihrem Mann und ihren drei Kindern nach New York aus. Dort gründet sie eine Rechtsschule für Frauen und arbeitet als Dozentin. Kurze Zeit später kehrt die Familie aber wieder zurück nach Zürich. Hier engagiert sich Kempin-Spyri weiter für die Zulassung von Frauen zum Anwaltsberuf und arbeitet nebenbei als Rechtsberaterin und Dozentin an der Universität Zürich. Es folgt ein Aufenthalt in Berlin, wo sie an einer weiteren Hochschule doziert.

Kempin-Spyri ist nicht nur eine Pionierin in ihrem Fach, sondern eine Wegbereiterin für alle Juristinnen, die ihr folgten: Dank ihres Engagements wird 1898 ein neues Gesetz im Kanton Zürich eingeführt, dass es Frauen erlaubt, auch ohne Stimm- und Wahlrecht als Anwältinnen zu arbeiten. Sie selbst stirbt, ohne von diesem Recht Gebrauch machen zu können, im Jahr 1901 nach längerer Krankheit.

(Quellen: Wikipedia, Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann, HLS, Universität Zürich; Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1853 geboren als Emilie Spyri in Altstetten (Schweiz)
  • 1883 Immatrikulation an der Universität Zürich als erste Schweizerin an der Juristischen Fakultät
  • 1887 Promotion an der Universität Zürich
  • 1888 Auswanderung nach New York
  • 1889 Gründung der Emily Kempin Law School
  • 1890 Anstellung an der Law School der New York University
  • 1891 Rückkehr nach Zürich und Habilitation an der Universität Bern
  • 1892 Antrittsvorlesung als Privatdozentin an der Universität Zürich
  • 1893 Gründung der Zeitschrift Frauenrecht
  • 1895 Umzug nach Berlin
  • 1896 Dozentur an der Humboldt-Akademie in Berlin
  • 1901 Tod

Weiterführende Informationen

  • Delfosse, Marianne: Emilie Kempin-Spyri (1853-1901). Das Wirken der ersten Schweizer Juristin, Juristische Dissertation, Zürich 1994.
  • Hasler, Evelin: Die Wachsflügelfrau. Geschichte der Emily Kempin-Spyri, München 1998.
  • Stolba, Barbara: "Emilie Kempin-Spyri (1853-1901) – Juristin ohne Recht" in: Verena Parzer Epp et. al. (Hrsg.): Wegbereiterinnen der modernen Schweiz. Frauen, die die Freiheit lebten. Zürich 2014, S. 86-91.
  • Dokumentarfilm Emilie Kempin-Spyri – Europas erste Juristin von Rahel Grunder, 2015.
  • Digitalisierte Werke Kempin-Spyris im Projekt iurisprudentia.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.