Fidelma Macken
Fidelma Nora Macken, geboren 1942, wird 1999 die erste Richterin am Europäischen Gerichtshof.
Hintergrund
Fidelma Mackens Weg in die irische und europäische Justiz ist, nach ihrer eigenen Aussage, von vielen glücklichen Zufällen begleitet. Kaum 20 Jahre alt, bereist Macken für dreieinhalb Jahre die Welt. In San Francisco bleibt sie hängen und beginnt aus Geldnot, für einen Anwalt zu arbeiten. Ihr Interesse für die juristische Arbeit wird geweckt; sie schreibt sich, zurück in Irland, für ein Jurastudium ein. Gegen Ende ihres Masters lernt sie bei einer Segelregatta einen Anwalt kennen, der sich als irischer Partner ihres damaligen Arbeitgebers in San Francisco herausstellt. Er bietet ihr spontan einen Job in seiner Kanzlei an -- und Macken sagt zu. Nach fünf Jahren als Juristin in dieser Patent- und Markenrechtskanzlei wechselt sie, als Barrister (Rechtsanwältin), zur Tätigkeit vor Gericht. Sie spezialisiert sich auf Fälle im Pharmazie- und Medizinbereich. So vertritt sie beispielsweise Impfhersteller bei Klagen wegen mutmasslicher Impfschäden nach Keuchhustenimpfungen.
Über Kontakte und Bekanntschaften verlagert sich der Arbeitsschwerpunkt von Macken mit der Zeit. Sie wird vom irischen Staat in ein Gremium für verfassungsrechtliche Angelegenheiten berufen. Zusätzlich beurteilt sie bestimmte Gesetze auf eine allfällige Verfassungswidrigkeit, bevor das Staatsoberhaupt diese unterzeichnet. Mackens hervorragende Arbeit fällt auf, woraufhin sie 1998 zur Richterin am High Court of Ireland ernannt wird. Kaum ein Jahr im Amt, wird sie nach Luxemburg berufen. Als erste Frau überhaupt wird sie dort Richterin am Europäischen Gerichtshof. Auch hier ist sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Irland will explizit eine Frau an den EuGH schicken. Nach vier Jahren kehrt sie nach Dublin zurück und wird, nach einem weiteren Jahr am High Court, an das höchste Gericht Irlands gewählt.
Heute ist Macken zwar im (richterlichen) Ruhestand, doziert aber an zahlreichen Universitäten als Gastdozentin. Dass sie am Trinity College Dublin die erste Averil-Deverell-Lecture hält, zeigt, dass Macken nicht einfach eine vom Zufall verwöhnte Juristin ist. Sie ist eine Pionierin der juristischen Praxis, die das Erbe der ersten irischen Rechtsanwältin
Deverell hochhält.
(Quellen: TCD, Wikipedia, Interview 2003)
Lebensstationen
- 1942 geboren als Fidelma Nora O'Kelly in Irland
- 1960er Weltreise
- 1973 LL.M. der London School of Economics
- 1972 Zulassung zur irischen Anwaltskammer King's Inns
- 1973-1979 Juristin in einer Patent- und Markenkanzlei
- 1979-1998 Barrister (Rechtsanwältin vor Gericht)
- 1995 Ernennung zur Senior Counsel
- 1998-1999 Richterin am High Court von Irland
- 1999-2004 Richterin am Europäischen Gerichtshof
- 2004-2005 Richterin am High Court von Irland
- 2005-2012 Richterin am Supreme Court von Irland
Weiterführende Informationen
- Interview mit Fidelma Macken im Rahmen Vorlesungsreihe To Be A European Constitutional Court Judge an der NYU School of Law (Hauser Global Law School Program), 2003.
Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi.
Verantwortlich: A. Tschentscher.