Ascensión Chirivella Marín

María de la Ascensión Chirivella Marín, geboren 1893, wird 1922 die erste Anwältin Spaniens.

Hintergrund

In ihrer 1935 an der Universität Valencia gehaltenen Rede plädiert Ascensión Chirivella Marín für den Zugang der Frauen zur Justiz. Dass Frauen als Anwältinnen geeignet sind, steht für Chirivella ausser Frage. Allerdings sollte sich ihre Tätigkeit auf bestimmte Rechtsgebiete beschränken. So sieht sie die Rolle der Anwältin darin, "die Demütigen zu verteidigen, die Gefallenen zu ermutigen und die Kinder zu schützen". Ihr zaghafter und gemässigter Feminismus ist zwar weit entfernt vom Gleichstellungsdiskurs des 21. Jahrhunderts, für die damalige Zeit aber durchaus bemerkenswert.

Die progressive Juristin studiert ursprünglich Geschichte und ist die erste Absolventin der Philosophisch-literaturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Valencia. Vermutlich auf Anregung ihres Vaters, der selbst Jurist ist, nimmt Chirivella im Alter von 25 Jahren ein Zweitstudium der Rechtswissenschaften auf. Nach erfolgreichem Abschluss wird sie im Jahr 1922 in die Anwaltskammer aufgenommen. Damit wird sie die erste Anwältin Spaniens und öffnet spanischen Frauen die Türen zum Anwältinnenberuf.

Nachdem sie erste Berufserfahrungen in der Kanzlei ihres Vaters gesammelt hat, widmet sie sich zunehmend ihren politischen und sozialen Anliegen. Als Teil der spanischen Frauenbewegung setzt sie sich vehement für den Einbezug von Frauen in politische Prozesse ein. Zwischen 1932 und 1934 nimmt sie an der Seite ihres Mannes regelmässig an Kundgebungen teil und verhilft ihm zu seiner politischen und juristischen Karriere.

Angesichts der sich zuspitzenden Kriegssituation flieht sie mit ihrer Familie 1939 nach Frankreich. Von dort aus schiffen sie sich in das mexikanische Exil ein. Über ihrer Zeit im Exil ist nur wenig bekannt. In der Fremde, fernab von Familie und Freunden, zieht sich die Juristin zurück. Nach dem frühen Tod ihres Mannes und einem erlittenen Schlaganfall ist Chirivella nicht mehr sie selbst. Sie verfällt in eine tiefe Depression, von der sie sich zeitlebens nicht erholt. Einzig die Reisen nach Valencia zu ihrer Familie hauchen ihr wieder etwas Lebensfreude ein. Im Alter von 87 Jahren stirbt sie in Mexico City.

(Quelle: La Primera Toga, Pioneering Female Jurists, Yanes Pérez 2015; Bildquelle: Universitat de València)

Lebensstationen

  • 1893 geboren in Valencia (Spanien)
  • 1915 Abschluss des Geschichtsstudiums an der Universität von Valencia
  • 1918-1921 Jurastudium an den Universitäten Murcia und Valencia
  • 1922 Aufnahme in die Anwaltskammer
  • 1922-1927 Mitarbeit in der Anwaltskanzlei ihres Vaters
  • Ab 1939 Exil in Mexico
  • 1980 Tod

Weiterführende Informationen

  • Yanes Pérez, José Santiago: "María de la Ascensión Chirivella Marín, Primera Abogada Española (Colegio de Abogados de Valencia, 1922). Biografía", in: José Santiago Yanes Pérez (Hrsg.): Estudio Histórico-Jurídico del Acceso de la Mujer a la Abogacía en España, Las Palmas de Gran Canaria 2015, S. 207-221.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.