Fatimata M'Baye

Fatimata M'Baye, geboren 1957, wird 1988 die erste Rechtsanwältin Mauretaniens.

Hintergrund

Ihr aussergewöhnlicher Mut zieht sich wie eine rote Linie durch Fatimata M'Bayes Leben. Mit zwölf Jahren wird die Mauretanierin zwangsverheiratet. Doch die junge Frau rebelliert: Gegen alle Konventionen besteht sie auf dem Schulbesuch und kämpft gegen die Ehe sowie die darin erlebte Vergewaltigung. Im Alter von 18 Jahren erwirkt M'Baye – damals bereits dreifache Mutter – nicht nur die Scheidung, sondern erhält auch ihr erstes schulisches Abschlussdiplom. Angespornt von der weitverbreiteten geschlechtsspezifischen Diskriminierung entschliesst sie sich für ein Jurastudium, um die Rechte von anderen Frauen verteidigen zu können. Als erste – und dazu noch Schwarze – Frau wird sie 1988 zur mauretanischen Rechtsanwaltschaft zugelassen – ein mutiger Weg und aussergewöhnlicher Erfolg im patriarchalen, von arabisch-berberischen Eliten kontrollierten Land.

M'Baye spezialisiert sich zwar auf die Rechte von Frauen und Kindern, setzt sich aber auch für unterdrückte ethnische Gruppen ein. Ihr Engagement ist nicht gern gesehen und bringt sie auch ins Gefängnis. M'Baye lässt sich aber nicht zum Schweigen bringen, sondern gründet nach ihrer Freilassung die Association Mauritanienne des Droits de l'Homme (AMDH). Als sie zehn Jahre später in einem international ausgestrahlten TV-Beitrag die traditionelle Sklaverei in Mauretanien anprangert, wird sie erneut verurteilt, aber auf internationalen Druck begnadigt. In den folgenden Jahren ist M'Baye am Entwurf des 2007 verabschiedeten Anti-Sklaverei-Gesetzes beteiligt und kämpft gleichzeitig vor Gericht gegen Menschenhändler. 2016 wird ihr hartnäckiges und furchtloses Engagment für Frauen, Kinder und versklavte Menschen mit dem Women of Courage Award ausgezeichnet. Gewürdigt wird damit auch der Mut, mit dem sie jahrelang für Menschen- und Frauenrechte einsteht.

(Quellen: Axelle 2021, Women of Courage Award, Wikipedia; Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1957 geboren in Mauretanien
  • 1981-1985 Jurastudium an der Université de Nouakchott
  • 1987 Haft
  • 1988 Zulassung als Rechtsanwältin
  • 1991 Mitgründerin der Association Mauritanienne des Droits de l'Homme (AMDH)
  • 1993 Gründung der eigenen Kanzlei
  • 1997 Wahlbeobachterin bei den Präsidentschaftswahlen in Mauretanien
  • 1998 Haft und Begnadigung
  • 1999 Erhalt des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises
  • 2004 Mitglied der UN-Commission of Inquiry on Côte D'Ivoire
  • 2005 Wahl zur Präsidentin der AMDH
  • 2014 Mitglied der UN-Commission on the Central African Republic
  • 2016 Erhalt des International Women of Courage Award
  • 2019 Wahl zur Präsidentin der Reseau international des femmes juristes (RIFJ)

Weiterführende Informationen

  • Porträt über Fatimata M'Baye von Marielle Axelle auf der Plattform Agoodojie.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.