Lisbeth Lass

Lisbeth Lass, geboren 1940, wird 1994 die erste Richterin am österreichischen Verfassungsgerichtshof.

Hintergrund

73 Jahre existiert der Verfassungsgerichtshof bereits, als mit Lisbeth Lass erstmals eine Richterin durch seine Pforten schreitet -- wenn auch nur als Ersatzmitglied. Ein Jahr später wird Lass ordentliches Mitglied und damit die erste Richterin, die über die Grundordnung Österreichs wacht.

Dabei beginnt Lass' Weg fernab der Rechtswissenschaften und der Justiz. Nach dem Besuch der Bundeshandelsschule arbeitet sie als Büroangestellte, später als Bilanzbuchhalterin. Erst mit 32 Jahren schreibt sie sich in Innsbruck für ein Jurastudium ein. Vier Jahre später wird sie promoviert und beginnt ihre juristische Karriere in der Kanzlei ihres Vaters und an verschiedenen Gerichten. 1982 erhält sie das Rechtsanwaltspatent und arbeitet rund zehn Jahre als Strafverteidigerin und selbständige Rechtsanwältin.

1993 schafft sie den Sprung an das höchste Gericht Österreichs: Sie wird vom Bundespräsidenten Thomas Klestil zum ersten weiblichen Ersatzmitglied des Verfassungsgerichtshofes ernannt. Medial verarbeitet wird aber weniger dieses historische Ereignis, sondern die Umstände ihrer Ernennung zur ordentlichen Richterin, die im Jahr darauf folgt. Klestil ernennt Lass, die Letztplatzierte auf dem Dreiervorschlag des Nationalrates, anstatt dem Rat zu folgen und die erstplatzierte Person zu ernennen. Die Kritik ist gross. Lass' Wahl hat damit nicht nur zur Folge, dass eine Frau am Verfassungsgerichtshof Recht spricht, sondern bewirkt auch eine Änderung des Bestellungsprozederes. Ihre Leistung schmälert das nicht; gewürdigt wird sie 2004 mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

(Quelle: Wikipedia, Heller 2010; Bildquelle: VfGH/Achim Bienik)

Lebensstationen

  • 1940 geboren als Lisbeth Kunz in Innsbruck (Österreich)
  • 1966 Bilanzbuchhalterprüfung
  • 1972 Matura
  • 1972-1976 Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Innsbruck
  • 1976 Promotion an der Universität Innsbruck
  • 1982 Rechtsanwaltspatent
  • 1982-1992 Strafverteidigerin und selbständige Rechtsanwältin
  • 1993 Ersatzrichterin am Verfassungsgerichtshof
  • 1994-2010 Ordentliche Richterin am Verfassungsgerichtshof
  • 2004 Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich

Weiterführende Informationen

  • Heller, Kurt: Der Verfassungsgerichtshof: die Entwicklung der Verfassungsgerichtsbarkeit in Österreich von den Anfängen bis zur Gegenwart, Wien 2010.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.