Ingrid Widemar
Ingrid Gärde Widemar, geboren 1912, wird 1968 die erste Richterin am Högsta domstolen, dem Obersten Gerichtshof Schwedens.
Hintergrund
Ingrid Gärde Widemars juristische Laufbahn beginnt 1936 als Notarin am Stadtgericht Stockholm und als Beisitzerin am Berufungsgericht Svea. Zu diesem Zeitpunkt ist sie bereits gut mit anderen Politikerinnen und Juristinnen vernetzt: Sie ist Mitglied in der Liberala Kvinnor, der Vereinigung liberaler Frauen, und im Yrkeskvinnor, dem Karriereklub für Frauen. Während eine Gesetzesänderung, das Behörighetslag, das "Qualifikationsgesetz", Frauen 1923 theoretisch Zugang zu den meisten Berufen ermöglicht, sieht es mit der faktischen Gleichstellung der Geschlechter in der Arbeitswelt anders aus. Im Auftrag des Yrkeskvinnor untersucht Widemar dieses Problem. Die Ergebnisse, die sie 1945 im Buch Hatt och huva ("Hut und Haube") präsentiert, werden weitum diskutiert und verhelfen Widemar zu einiger Bekanntheit.
Im selben Jahr macht sich Widemar als Rechtsanwältin selbständig. Kurze Zeit später steigt sie zudem in die Politik ein: Sie wird Mitglied der Zweiten Kammer des schwedischen Parlaments, dann Mitglied der Ersten Kammer und ab 1961 erneut Mitglied der Zweiten Kammer. Während knapp 20 Jahren prägt sie die schwedische Politik. Ein Anliegen ist ihr auch hier die Gleichstellung der Geschlechter. 1968 wird sie aufgrund ihrer breiten politischen Erfahrung zur Richterin am Obersten Gerichtshof (Högsta domstolen) ernannt. Als erste Frau in dieser Position schreibt sie damit Justizgeschichte.
Lebensstationen
- 1913 geboren als Ingrid Gärde in Jönköping (Schweden)
- 1936 LL.B. an der Högskola Stockholm (heute: Universität Stockholm)
- 1936-1939 Notarin (tingsnotarie) am Stadtgericht Stockholm
- 1940-1944 Beisitzerin (amanuens) am Berufungsgericht Svea
- 1945-1968 Rechtsanwältin
- 1945 Veröffentlichung Hatt och huva
- 1949-1952 Mitglied des schwedischen Parlaments (Zweite Kammer)
- 1954-1960 Mitglied des schwedischen Parlaments (Erste Kammer)
- 1961-1968 Mitglied des schwedischen Parlaments (Zweite Kammer)
- 1968-1977 Richterin am Högsta domstolen
- 2009 Tod
Weiterführende Informationen
- Widemar, Ingrid Gärde: Hatt och huva: hur stat och kommun tillämpa, behörighetslagens principer: utredning utförd pa uppdrag av Yrkeskvinnornas samarbetsförbund, Stockholm 1945.
- Asbrink, Brita/Nilsson, Olle: Stjärna pa en liberal himmel!: Ingrid Gärde Widemar, advokat, riksdagsledamot, första kvinnan i högsta domstolen, Stockholm 2005.
- Porträt über Ingrid Gärde Widemar von Andreas Anderberg im Projekt Svenskt kvinnobiografiskt lexikon, 2018.
Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi.
Verantwortlich: A. Tschentscher.