Serafina Dávalos

Serafina Dávalos Alfonze, geboren 1883, wird 1907 die erste Rechtsanwältin Paraguays.

Hintergrund

Als Serafina Dávalos 1907 das Studium der Rechts- und Sozialwissenschaften an der Universidad Nacional de Asunción abschliesst, ist sie sowohl die erste Juristin des Landes wie auch die erste Frau überhaupt, die an der nationalen Universität ein Diplom erlangt. Ihre Abschlussarbeit ist Startpunkt eines lebenslangen, feministischen Kampfes: Basierend auf der Kritik biologischer Konzepte, welche die Unterlegenheit der Frau als "natürliche Eigenschaft" darzustellen versuchen, widmet sich Dávalos den notwendigen Rahmenbedingungen für die weibliche Emanzipation. Sie fordert Bildungsmöglichkeiten für Mädchen und Frauen sowie Gleichberechtigung in der Ehe – und tut die nächsten 50 Jahre alles, was in ihrer Macht steht, um dies Forderungen durchzusetzen.

Entsprechend spricht Dávalos an zahlreichen Kongressen, schreibt Briefe, organisiert Aktionen, gründet Schulen sowie Frauenrechtsorganisationen und vernetzt sich mit anderen Feministinnen Südamerikas. Ihre Forderungen und ihr Ton sind dabei progressiv und provokant: Sie stellt den angeblich natürlichen, weiblichen Wunsch nach Mutterschaft in Frage, bezeichnet die Ehe als Sklaverei für Frauen und fordert konsequente rechtliche Gleichstellung. Auch mit ihrem privaten Lebensentwurf lehnt sie sich gegen damalige Konventionen auf: Sie bleibt kinderlos und wohnt mit ihrer Sekretärin zusammen (heute wird angenommen, dass die beiden Frauen eine queere Liebesbeziehung lebten). Den Erfolg ihres Aktivismus erlebt Dávalos nicht mehr: Sie stirbt 1957, vier Jahre bevor Paraguay als letztes Land Lateinamerikas das Frauenstimm- und Wahlrecht einführt. Unbeachtet bleibt ihr Engagement hingegen nicht: Heute wird zu ihren Ehren jährlich der Premio Serafina Dávalos an Menschen verliehen, die sich im Gleichstellungsbereich besonders verdient gemacht haben.

(Quellen: Wikipedia, Presentes; Bildquelle: Revista)

Lebensstationen

  • 1883 geboren in Ajos (Paraguay)
  • 1898 Lehrerinnendiplom der Escuela Normal de Maestras
  • 1902-1907 Studium der Rechts- und Sozialwissenschaften an der Universidad Nacional de Asunción
  • 1904 Lehrerin am Colegio Nacional de la Capital
  • 1905 Mitgründerin einer Handelsschule für Mädchen
  • 1907-1957 Rechtsanwältin
  • 1908-1909 Juristin am Obersten Gerichtshof
  • 1910 Delegierte Paraguays am ersten Internationalen Frauenkongress der Asociación de Universitarias Argentinas
  • 1919 Mitgründerin des Movimiento Feminista de Asunción
  • 1957 Tod

Weiterführende Informationen

  • Clough-Riquelme, Jane: Gender, Citizenship, and Local Democracy in Paraguay, New York 2007.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.