Helena Normanton

Helena Florence Normanton, geboren 1882, wird 1919 als erste Frau Grossbritanniens zu einer Rechtsanwaltskammer zugelassen und 1949 eine der beiden ersten englische Kronanwältinnen.

Helena Normantons zweiter Antrag, bei der Anwaltskammer Middle Temple aufgenommen zu werden, überschneidet sich mit dem Sex Disqualification (Removal) Act von 1919. Während der erste mit Verweis auf ihr Geschlecht abgeschmettert wird, muss die Anwaltskammer dem zweiten nun stattgeben. Als erste Frau auf den britischen Inseln erhält die Frauenrechtlerin die Zulassung zur Anwaltsausbildung; 1922 wird sie Barrister (Rechtsanwältin vor Gericht). Normantons Zulassung läutet nicht nur das Ende der männlichen Dominanz über die juristische Anwaltspraxis in England ein, sondern ist auch Startschuss einer äussert erfolgreichen juristischen Karriere: Sie erscheint als erste Frau 1922 vor dem High Court of Justice, 1924 vor dem Old Bailey (dem zentralen Strafgerichtshof), führt 1948 einen Mordprozess und wird ein Jahr später, zusammen mit Rose Heilbron, Kronanwältin. Dabei kämpft sie während ihrer ganzen Karriere gegen Verleumdungen und Anfeindungen ihrer männlichen Kollegen sowie der Presse.

Neben der Arbeit vor Gericht publiziert Normanton zahlreiche rechtswissenschaftliche Artikel sowie Kriminalromane, macht sich als Frauenrechtlerin weiterhin einen Namen und fördert angehende Rechtsanwältinnen. Grosse mediale Aufmerksamkeit erhält etwa ihr (erfolgreicher) Antrag, nach der Heirat ihren eigenen Nachnamen behalten zu dürfen. Normantons Verdienst besteht damit, zusätzlich zu ihrer Vorbildfunktion, auch in einem lebenslangen Kampf für die Gleichstellung der Frauen.