Suzanne Bastid

Suzanne Marie Berthe Bastid-Basdevant, geboren 1906, wird 1933 die erste Juraprofessorin Frankreichs und 1971 das erste weibliche Mitglied des Institut de France.

Hintergrund

Suzanne Bastid erklimmt Stufe um Stufe der akademischen Rechtswissenschaft -- zu einer Zeit, in der Frauen an den Universitäten immer noch rar sind. Vorbild ist ihr Vater Jules Basdevant, Professor für internationales Recht und späterer Präsident des Internationalen Gerichtshofs. 1930 promoviert Bastid als 24-jährige an der Université Sorbonne. Bereits zwei Jahre später besteht sie mit Bravour den Concours d'agrégation, die Prüfungen für die Lehrberechtigung, und wird Professorin für Völkerrecht an der Universität Lyon. 60 Jahre nachdem sich mit Sarmiza Bilcescu eine erste Frau für das Jurastudium eingeschrieben hat, gewinnt Frankreich mit Bastids Berufung endlich eine Rechtsprofessorin. Nach dreizehn Jahren wechselt sie nach Paris. Hier unterrichtet sie während dreier Jahrzehnte Völkerrecht an der Université Sorbonne und der Grand École Institut d'études politiques. Zugleich forscht und publiziert sie zu verschiedenen Aspekten des internationalen Rechts. Ihr Fachwissen wird weitum geschätzt und sie reist bis nach China für Gastvorlesungen.

Neben diesen beruflichen Aufgaben zieht Bastid zusammen mit ihrem Mann -- auch ein Rechtsprofessor -- drei Töchter gross und engagiert sich in diversen Vereinigungen, u.a. als erste Frau im renommierten Institut de Droit international (ab 1963 als Generalsekretärin und 1969 als Vizepräsidentin). Weiter ist sie Gründerin und Herausgeberin der Fachzeitschrift Annuaire Français de Droit International und während zehn Jahren Mitglied der französischen Delegation bei der UN-Generalversammlung. Auch in der Gerichtspraxis ist sie aktiv: Während der turbulenten Zeit des Kalten Kriegs präsidiert sie rund 25 Jahre lang das Verwaltungsgericht der Vereinten Nationen und in den 1980er Jahren amtet sie (als erste Frau) als Ad-hoc-Richterin in einem Fall am International Gerichtshof.

Ihre aussergewöhnlichen Beiträge für die Rechtwissenschaft und die Rechtspraxis werden bereits zu Lebzeiten mit zahlreichen Preisen und Ehrungen gewürdigt. Besonders bedeutsam ist die Ernennung zum Mitglied der Académie des science morales et politiques des Institut de France. Heute gilt Bastid als eine der wichtigsten Rechtswissenschaftlerinnen Frankreichs und ist Vorbild für nachkommende Juristinnen.

(Quellen: Wikipedia, Lafon 1996, Institut de France: Bildquelle: Institut de France)

Lebensstationen

  • 1906 geboren in Rennes (Frankreich)
  • 1930 LL.D. an der Université Sorbonne
  • 1932 Agrégation de droit (Lehrbefugnis) für öffentliches Recht
  • 1933-1946 Professorin für Völkerrecht an der Université de Lyon
  • 1946-1977 Professorin an der Université Sorbonne und am Institut d'études politiques de Paris
  • 1949-1957 Mitglied der französischen Delegation bei der UN-Generalversammlung
  • 1953-1985 Vorsitzende des Verwaltungsgerichts der Vereinten Nationen
  • 1963-1969 Generalsekretärin des Institut de Droit international
  • 1969 Vizepräsidentin des Institut de Droit international
  • 1971 Ernennung zum Mitglied der Académie des sciences morales et politiques des Institut de France
  • 1980 Ernennung zur Ad-hoc-Richterin am Internationalen Gerichtshof
  • 1995 Tod

Weiterführende Informationen

  • Lafon, Jacqueline Lucienne: "Suzanne Bastid-Basdevant (1906-  )", in: Rebecca Mae Salokar und Mary L. Volcansek (Hrsg.): Women in Law: A Bio-Bibliographical Sourcebook, Westport 1996, S. 34-37.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.