Ulla Bondeson

Ulla Viveka Bondeson, geboren 1937, wird 1976 die erste Juraprofessorin Schwedens und 1980 die erste Juraprofessorin Dänemarks.

Hintergrund

Ulla Bondesons Interesse an kriminologischen Fragen wird bereits 1959 geweckt: Als Mitarbeiterin in einer Strafvollzugsschule für junge Frauen wird sie ein erstes Mal mit den Folgen des Strafvollzuges für Straftäter*innen konfrontiert – ein Thema, dass sie später jahrelang erforschen wird. Ihr Weg in die akademische Rechtswissenschaft beginnt dann aber mit einem Studium der Philosophie an der Universität Lund. Parallel zum Lizentiat und zum Doktorat erhält sie eine Stelle als Dozentin für Soziologie. Nach erfolgreicher Promotion wird sie 1976 Professorin für Rechtssoziologie in Lund – und ist damit die erste Rechtsprofessorin Schwedens. Vier Jahre später wiederholt sie diesen Meilenstein der juristischen Gleichstellung in Dänemark: Sie folgt dem Ruf nach Kopenhagen und wird dort zur Professorin für Kriminologie ernannt. In den kommenden Jahren forscht und lehrt sie intensiv in Kopenhagen und an verschiedenen renommierten Gastuniversitäten. Bald macht sie sich als herausragende Kriminologin einen Namen. So verfasst sie etwa auf der Basis ihrer Doktorarbeit eine zehnjährige Studie zu den problematischen Auswirkungen des Strafvollzuges (Prisoners in Prison Societies, 1989), die breit rezipiert wird.

Sowohl mit ihrer Forschung als auch mit ihrem Engagement in Vereinigungen und Verbänden trägt sie zur weltweiten Etablierung der Kriminologie als Fachdisziplin bei. Besonders hervorzuheben ist dabei ihr Einsatz für Diversität in der kriminologischen Fachgemeinschaft. Sie erreicht damit insbesondere eine bessere Vernetzung mit afrikanischen und asiatischen Wissenschaftler*innen.

Ulla Bondesons aussergewöhnlicher Beitrag zur juristischen Gleichstellung in der Rechtswissenschaft ist damit mindestens ein doppelter: Einerseits ebnet sie – als erste Rechtsprofessorin in zwei Ländern – den Weg von Frauen in die Wissenschaft. Andererseits wird sie – als herausragende Wissenschaftlerin – zu einem möglichen Vorbild nachfolgender Kriminologinnen.

(Quellen: Ulla V. Bondesons stiftelse, Farrington/Sherman 2010; Bildquelle: Ulla V. Bondesons stiftelse)

Lebensstationen

  • 1937 geboren in Malmö (Schweden)
  • 1959 Mitarbeiterin in einer schwedischen Strafvollzugsschule für junge Frauen
  • 1961-1967 Philosophiestudium an der Universität Lund
  • 1964-1974 Dozentin für Soziologie an der Universität Lund
  • 1974 Doktorat in Philosophie der Universität Lund
  • 1976-1979 Professorin für Rechtssoziologie an der Universität Lund
  • 1980-2007 Professorin für Kriminologie an der Universität Kopenhagen
  • 1980 Mitglied des Nordischen Rates für Zusammenarbeit in der Kriminologie
  • 1983-1985 Präsidentin des Scandinavian Council on Criminology
  • 1989 Publikation Prisoners in Prison Societies
  • 1994 Publikation Alternatives to Imprisonment
  • 1995-1999 Vizepräsidentin der Scientific Commission of the International Society of Criminology
  • 2000-2005 Vizepräsidentin der International Society of Criminology
  • 2003 Publikation Nordic Moral Climates
  • 2009 Tod

Weiterführende Informationen

  • Bondeson, Ulla: Crime, Punishment and Justice: Selected Articles from a Scholarly Career, Kopenhagen 2007.
  • Farrington, David P./Sherman, Lawrence W.: "In Memoriam: Ulla Viveka Bondeson", in: The Criminologist: The Official Newsletter of the American Society of Criminology 2010, 35, 1, S. 30.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.