Matilde Throup

Matilde Throup Sepúlveda, geboren 1876, schliesst 1892 als Chilenin das Jurastudium ab und wird die erste chilenische Rechtsanwältin.

Chile öffnet seine Universitäten im Vergleich zu anderen (insbesondere europäischen) Staaten früh: Ein 1877 verabschiedetes Gesetz (Decreto Amunátegui) erlaubt Frauen sowohl den Vorlesungsbesuch wie auch die Teilnahme an Abschlussprüfungen. Matilde Throup ist eine jener Frauen, die sich daraufhin für ein Studium einschreiben. Nach einem Abschluss in Philosophie, Rechts- und Politikwissenschaften besteht sie 1892, im Alter von 16 Jahren, die Abschlussprüfungen für das rechtswissenschaftliche Lizenziat. Der Corte Supema, das höchste Gericht Chiles, verleiht ihr offiziell den Titel Rechtsanwältin. Ihre Zulassung wirft international Wellen: In Argentinien und Belgien führen Frauenrechtlerinnen Throups' Fall ins Feld im Kampf um den Zugang zu juristischen Ausbildungen und Berufen. Throup geht indes mit gutem Beispiel voran und beginnt mit der Arbeit als Rechtsanwältin.

Bald trifft aber auch sie auf verschlossene Türen; die Offenheit der chilenischen Justiz ist begrenzt. Ihre Bewerbung als Notarin am Zivilgericht in Ancud wird von der zuständigen Stelle abgelehnt. Frauen seien nicht fähig, öffentliche Ämter zu bekleiden. Der Corte de Apelaciones, das Berufungsgericht, bestätigt den Entscheid. Throup aber zieht bis vor den Corte Supreme. Dieser steht erneut hinter ihr und schafft mit ihrer Zulassung einen Präzedenzfall. Throups Entschlossenheit beeinflusst damit die Berufsaussichten von Juristinnen in Chile fundamental: Sie ebnet den Weg für nachkommende Frauen, die studieren und in den Justizdienst eintreten wollen.