Lilly Bølviken

Lilly Helena Bølviken, geboren 1914, wird 1968 die erste Richterin am Obersten Gerichtshof von Norwegen.

Als erste Frau, die seit der Gründung des Obersten Gerichtshofs im Jahr 1815 zur Richterin ernannt wird, markiert Lilly Bølviken einen historischen Wendepunkt. Ab diesem Zeitpunkt beginnen die Anklageschriften an den Obersten Gerichtshof nicht mehr mit "Sehr geehrte Herren, die obersten Richter des Königreichs", sondern mit "Ehrenwertestes Gericht". Dieser symbolische Wandel verdeutlicht nicht nur die Anerkennung ihrer Kompetenz, sondern auch den Fortschritt in der Gleichstellung der Geschlechter in der höchsten gerichtlichen Instanz des Landes.

Bølvikens Ausbildungsweg beginnt in der Handelsschule in Oslo. Nebenbei arbeitet sie als Assistentin bei der Trust-Aufsichtsbehörde. Doch Bølviken strebt nach mehr und entschliesst sich dazu, ein Jurastudium aufzunehmen. Sie ist eine ausgezeichnete Studentin und schliesst im Jahr 1942 mit exzellenten Leistungen ab. Zehn Jahre später wird Bølviken Richterin am städtischen Bezirksgericht in Oslo. Vor ihr gab es nur zwei weitere Frauen, die in diesem Amt tätig waren. 1968 erreicht Bølviken – nach harter Arbeit und viel Fleiss – den Höhepunkt ihrer Karriere: Sie wird zur Richterin am Obersten Gerichtshofs Norwegens ernannt. Mit ihrer langjährigen Berufserfahrung als Richterin und ihrem ausgezeichneten Urteilsvermögen bereichert sie das 19-köpfige Richterkollegium.

Neben ihrer juristischen Tätigkeit ist Bølviken eine überzeugte Frauenrechtlerin. Sie engagiert sich in zahlreichen Organisationen, insbesondere in der Norsk Kvinnesaksforening, einer norwegischen Frauenrechtsorganisation, deren Mitglied und Vizepräsidentin sie viele Jahre war. In den 1980er Jahren setzte sie sich zudem als Vorsitzende des Fachausschusses Ekteskapslovutvalget für eine Reform des norwegischen Eherechts ein.